Im Sommer 2000 Rücktritt von allen Ämtern bei der UEFA, dabei aber einen Platz für den DFB in der Exeku tive zu sichern, und im Frühjahr 2001 dann Rücktritt als DFB-Präsident mit einer dann vollzogenen Struktur reform und der erklärten Absicht, weiterhin in be ra- tender, damit auch verantwortlicher Funk tion am Ball zu bleiben: So sah seine persönliche Lebensplanung aus, wie immer ausgetüftelt bis ins kleinste Detail. Es ist anders gekommen. Ich erinne re mich, als sei es gestern gewesen, an den UEFA-Kongress am 1. Juli 2000 in Luxemburg. Ich hatte mir schon Ge dan ken gemacht, weil Egidius Braun etwas verspätet in den Saal kam und wir vor Beginn der Plenarsitzung kaum Zeit fanden, einige Worte zu wechseln. Sein letzter Auftritt in offi - zieller UEFA-Mission! Er hielt seine Abschiedsrede mit gewohnter Souve - ränität, garniert mit dem flammenden Appell, Gerhard Mayer-Vorfelder bei der Wahl zur Exe ku tive vertrauensvoll die Stimme zu geben, dazu mit einem Hauch von Weh mut. Diese steigerte sich, als ihn sein Freund Lennart Johansson zum UEFA-Ehrenmitglied ernannte und die Dele gierten ihn mit „Standing ovations“ be dachten. Erst danach sagte er mir, dass er sich ge - sundheitlich nicht wohl fühle und deshalb anderntags nicht zum End spiel der Europameisterschaft nach Rotter - dam fahren wolle. Fassungslos er fuhr ich dann wenig später, dass er in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli einen Herzinfarkt erlitten hatte. Trotz dem, dies muss man sich vorstel- len, weil es ganz einfach über seinen Einsatz und seine Pflichterfüllung unendlich viel aussagt, stellte er sich dem Kon gress, um seinen Rechen - schafts bericht vorzutragen. Wir waren in Gedanken immer an sei ner Seite. Zunächst während der Unter su - chungen im Aachener Klinikum, wenige Tage später bei der Bypass-Operation im Leipziger Herzzentrum, dann wie der in Aachen bei den anschließend fol gen - den Schritten auf dem Gene sungs weg. Wir haben mit ihm gelitten und für ihn gebetet, wobei ich mit „wir“ nicht nur das Führungsteam aus der Frank furter Otto-Fleck-Schneise meine, sondern die ganze Crew, letztlich jeden einzelnen Angestellten, weil er eigentlich zu je dem auch einen persönlichen Draht hatte. Doch der Tag, an dem er mit gewohnter Vitalität wieder seine Amtsgeschäfte auf - nahm, an dem das „rote Telefon“ wieder heiß lief, diesen Tag hat es seit dem Sommer 2000 leider nicht gegeben. Um so mehr hoffen wir alle mit ihm, dass die Gesundheit weitere Fort schritte macht, dass wir noch viele ge meinsame Erlebnisse haben werden, dass ihm vor allem noch viele Jahre im Kreise seiner Familie bleiben. Weil Egidius Braun tief im christlichen Glauben verwurzelt ist, weiß er selbst am besten, dass ihn der Herrgott bei all’ seinen Schritten, und mögen sie auch noch so schwer sein, weiterhin begleitet. Der achte Präsident in der Geschichte des DFB hat tiefe Spuren hinterlassen. Dank und Anerkennung, Respekt und Bewunderung sind ihm gewiss. Vor allem von uns, seiner „Hintermann schaft“ – der Frankfurter DFB-Zentrale, und von mir persönlich. Unsere, meine Hoch - ach tung, lieber Egidius Braun! w DFB-Zentrale Frankfurt Goetz Eilers, Chefjustiziar: „Egidius Braun verfügt über ein ausgeprägtes Gerechtig - keitsgefühl. Nicht immer konn - ten wir Juristen – auch wegen bisweilen formaler Notwendigkeiten – seine Erwartungen erfüllen. Für einen gelungenen Spagat zwischen Wünschenswertem und juristisch Machbarem fand Egidius Braun stets Anerkennung.“ Wilfried Straub, Direktor Liga, Marketing und Wirtschaft/Finan - zen: „Oft hat Egidius Braun mit dem Ausspruch kokettiert, zu Zahlen ein erotisches Verhältnis zu haben. Ich kann bestätigen, dass dem so war. Er konnte um eine Mark streiten, wenn sie in seinen Augen sinnlos ausgegeben war. Und er konnte eine Million freistellen, wenn er eine Inves tition für sinnvoll hielt.“ Bernd Pfaff, Direktor für Team- Management, Jugend, Schule und Ausbildung: „Die National - mann schaft und die Jugend lagen ihm immer be son ders am Herzen. Es war toll, wie sich Egidius Braun immer wieder einge bracht hat, um auch per- sönliche Probleme der Spieler zu lösen. Für viele ist er sicher eine Art Vaterfigur.“ Wolfgang Niers bach, Presse chef: „Der offene und offensive Umgang mit den Medien ist ihm leider nicht immer gedankt worden, da befindet sich Egidius Braun mit anderen herausragenden Persönlich keiten des öffentlichen Lebens in guter Gesellschaft. Dabei ist er mit seinem Engagement wirklich Vorbild für jüngere Generationen.“