DFB-STIFTUNG SEPP HERBERGER | 2022
Mit Fußball lernen in der Gemeinschaft



„90 MINUTE UND FERTICH, ALLA HOPP"


Deutschlands lustigster Comedian Bülent Ceylan besuchte Ende April vergangenen Jahres im Auftrag der DFB-Stiftung Sepp Herberger die Sepp-Herberger-Grundschule in Weinheim. Es war einer von vielen tollen Terminen. Der lustigste war es sowieso.


Pups-Witze funktionieren. Und als er die Anneliese auspackt, „die Hoor, die Hoor“ ruft, hat er sie endgültig gewonnen. Kollektives Kreischen in der Turnhalle. Mit nun bald einem Vierteljahrhundert Bühnenerfahrung weiß er genau, wie man ein schwieriges Publikum erobert. Er als deutschtürkischer Kurpfälzer kann zwei Abende hintereinander das Stadion in Hannover ausverkaufen. Da wäre es doch gelacht, wenn er nicht eine Turnhalle mit rund 100 Kindern im Alter von acht bis zwölf Jahren unterhalten könnte.

Und er konnte. Bülent Ceylans Besuch der Sepp-Herberger-Grundschule in Weinheim, begleitet von seinem Freund Michael Herberger, zählt zu den tollsten Stiftungsterminen des vergangenen Jahres. Der lustigste war es sowieso. Es ist mittlerweile gute Tradition, dass ein prominenter Mensch im Auftrag der DFB-Stiftung Sepp Herberger einmal im Jahr die Kinder besucht. Obwohl er nur wenige Tage später zu einer Mammuttournee mit 110 Auftritten aufbrach, hatte Ceylan sofort zugesagt.


Für den Fußball, für die Kinder. Für Mannheim.


„Sepp Herberger war ein Mannheimer“, erklärt er, „so wie der Blumepeter, Joy Fleming, Uwe Ochsenknecht und auch ich. Ich hör’s richtig, wie Herberger damals in der Kabine des Berner Wankdorf-Stadions gesagt hat: ‚Ah ja, 90 Minute und fertich, alla hopp.‘“


Keine Arena ist zu groß für ihn. „Produzier‘ mich net“ hieß sein erstes Bühnenprogramm 1998, später „Döner for one“, aktuell „Luschtobjekt“. Ceylan ist 46 Jahre alt, sein Humor integriert Generationen und kulturelle Herkünfte. Er überzeichnet grassierende Vorurteile – über Bildungsferne, Deutschtümelei, Machogehabe. Wir lachen und erkennen im Nachhall, so stimmt das doch gar nicht. Manchmal erkennen wir uns auch ein wenig selbst. Fragt man ihn, wie es sein kann, dass sein Humor auf der Schnittkante von Deutschen und Türken funktioniert, beide Nationen seien schließlich nicht für locker und lustig bekannt, sagt er: „Doch, doooch. Mein Vater, der leider schon vor zehn Jahren verstorben ist, war Türke, meine Mutter ist Deutsche. Zwischen den beiden, das war Humor pur. Mein Vater hat auf Deutsch immer Sachen gesagt, die niemand erwartet. Einmal hat er sich beim Einsteigen ins Auto an der Tür fürchterlich den Kopf gestoßen. Also richtig krass. Jeder hätte ‚Scheiß Tür‘ gerufen, nur mein Vater sagte wütend: ‚Scheiß Kopf.‘“

Ceylans Mutter hieß Hilde Merkel, sein Vater Ahmet Ceylan war aus der Türkei eingewandert. Im Stadtteil Waldhof besuchte Bülent Ceylan die Friedrich-Ebert-Schule, begann dann ein Studium der Philosophie und Politikwissenschaft, bis ihm der Erfolg die Zeit für die Uni nahm.

Als Kind hatte er den Schweizer Kabarettisten Emil am Fernseher beobachtet, als Jugendlicher über Michael Mittermeier gelacht. Thomas Hermanns half ihm zu Beginn der Karriere, die komödiantische Identität zu schärfen. Im Oktober 2009 erhielt Ceylan den Deutschen Comedypreis in der Sparte Newcomer, im Mai 2010 den CIVIS-Medienpreis für Integration und im Jahr 2021 den Deutschen Fernsehpreis. Seine Frau Radine und die Kinder sind heute sein privater Rückzugsort.

„Ich stehe jetzt seit 23 Jahren auf der Bühne und habe bis heute das Glück, oben mitrumzuschwimmen. Dafür bin ich dankbar“, sagt er, als er sich auf dem Parkplatz in Weinheim verabschiedet. Wer immer dieses Jahr die Sepp-Herberger-Grundschule besuchen wird, sollte ein paar Pupswitze vorbereiten. Oder mal ganz schnell die Haare wachsen lassen.