DFB-KULTURSTIFTUNG | 2022
Autoren-Nationalmannschaft
DIE GEBURT VON „LA MANCHA“
Seit 2008 spielt die Autoren-Nationalmannschaft unter dem Dach der
DFB-Kulturstiftung gegen Schriftsteller-Teams aus aller Welt. Vom hitzigen
Duell gegen „La Furia Roja“, dem spanischen Ehrengast der Frankfurter Buchmesse
2022, erzählt Nationalspieler Michael Wolf.
„Die schönste List des Teufels ist es, uns zu überzeugen, dass es ihn nicht gibt.“
Mit diesem Satz hätte Charles Baudelaire auch sehr passend die spanische
Autoren-Nationalmannschaft beschreiben können. Zwar trafen die deutschen
Autoren auf sehr freundliche und aufgeschlossene Kolleginnen und Kollegen,
jedoch, ein wenig List mag schon in ihren Beteuerungen gesteckt haben, sie
sähen sich klar in der Außenseiterrolle.
Wann immer die des Spanischen mächtige Achse innerhalb der deutschen Mannschaft
nachfragte, hieß es, die Gäste hätten sich ja gerade erst gegründet, hätten
noch nie zusammen gespielt, wären deutlich älter als wir, ja sie hätten, trotz
dieses hohen Alters, teilweise noch nie gegen einen Ball getreten. Letztlich,
so schien es, könnte man froh sein, wenn sie es denn überhaupt auf den Rasen
schaffen würden. Erste Zweifel daran nährten die Beiträge der Spanier im
schönen, von der DFB-Kulturstiftung mit insgesamt neun Lesungen in Frankfurter
Schulen, im Eintracht Frankfurt Museum und auf der Buchmesse organisierten
Leseprogramm zum Spiel. Man merkte, die verstehen doch durchaus einiges vom
Fußball.
Gar nicht beirren ließ sich unser eigens zur Buchmesse engagierter Gastcoach
Volker Finke. Er hatte nicht nur seinen Baudelaire, sondern auch das Spiel der
Spanier beim gemeinsamen Training in der brandneuen Fußballhalle auf dem
DFB-Campus gelesen und schickte uns mit warnenden Worten aufs Feld der SG
Bornheim. Und sollte recht behalten. Spanien legte mit großem Engagement los,
ließ den Ball schnell laufen und kombinierte geschickt durchs Zentrum.
„¿Qué pasa aquí?“,
hätten wir gefragt, wenn wir denn die Zeit gehabt hätten. Hatten wir aber
nicht, denn die Gäste dominierten zunächst das Spiel, während wir uns mit
Kontern zu befreien suchten. Das wiederum gelang ausgezeichnet. Nik Afanasjew
erzielte bereits in der 7. Minute die Führung. Zehn Minuten später suchte der
bedrängte Wolfram Eilenberger den auf der linken Seite durchstartenden Philipp
Reinartz, der gekonnt vollendete. In der 23. Minute verwandelte Eilenberger
einen Freistoß aus 25 Metern direkt: 3:0.
Die deutliche Führung war etwas schmeichelhaft, weil die Spanier weiterhin
drückten, aber immer wieder an der gut stehenden Viererkette, speziell Falko
Hennig, scheiterten, der an seinem Geburtstag mit couragiertem
Zweikampfverhalten auf seiner linken Seite kaum etwas zuließ. Doch auch er
konnte den Anschlusstreffer nicht verhindern. Kurz vor dem Halbzeitpfiff gab es
Freistoß für die Spanier. Keeper Hannes Köhler stellte noch die Mauer, da kam
schon die Flanke herein, ein spanischer Autor sprang hoch und köpfte den Ball
sehenswert in die Maschen: 3:1.
Die zweite Hälfte war geprägt vom körperlichen Spiel beider Seiten. Viele
Unterbrechungen verhinderten den Spielfluss. So blieb es am Ende bei einem verdienten
3:1. Der Matchplan des deutschen Teams war aufgegangen, dennoch war Volker
Finke nach Abpfiff ob der spielerisch mäßigen zweiten Halbzeit nicht zufrieden,
jedoch beeindruckt von der emotionalen Qualität des deutschen Teams. Das sich
schließlich in der dritten Halbzeit, gemeinsam in stimmungsvoller Runde mit dem
spanischen Gast in der Vereinsgaststätte der SG Bornheim, voller Stolz über den
Sieg gegen diesen starken Gegner, in „La Mancha“ umbenannte.
DIE DEUTSCHE AUTOREN-NATIONALMANNSCHAFT
Mithilfe von Fußball und Literatur grenzüberschreitend Brücken bauen und kulturelles Verständnis fördern. Dieses Ziel hat sich die Autoren-Nationalmannschaft, kurz Autonama, ein Fußballteam aus Schriftstellern, gesetzt. Gegründet 2005, spielt sie seit 2008 unter dem Dach der DFB-Kulturstiftung gegen Auswahlmannschaften von Schriftstellern und Künstlern aus allen Nationen der Welt und gewinnt dabei immer: an Erfahrung, Ausdrucksvermögen, Freundschaften. In wechselnden Kooperationen mit Partnern wie dem Auswärtigen Amt oder dem Goethe-Institut haben sich die „Botschafter in kurzen Hosen“ zu international anerkannten Repräsentanten und Kulturvermittlern entwickelt.