2:0 FÜR EIN WILLKOMMEN mieren, erfolgte über die DFB-Stiftung Egidius Braun, den Südwestdeutschen Fußballverband und die BA. Finanziell hat sich Aydan Özog˘uz an der Jobbörse heute beteiligt, die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung. „Wir wissen alle nicht, was uns erwartet“, sagt der Vorsitzende der Geschäftsführung der BA Kaiserslautern/Pirmasens bei seiner Ansprache um halb zehn. Ein leichtes Lächeln, ein wenig sorgenvoll schaut Peter Weißler aber auch aus. Bleibt es leer heute? Um zehn Uhr wird die Tür aufgeschlossen. Und um 10.30 Uhr ist der Raum pickepacke voll. Es ist wie ein Bild für die Anziehungskraft des Fußballs. Immer mehr geflüchtete Menschen, meistens junge Männer, so zwischen 20 und 30 Jahre alt, drängen sich an den Ständen. Einer dieser jungen Leute ist Khaled Abou-Hassoun, der aus Syrien nach Deutschland kam. Ihn interessiert eine duale Ausbildung, parallel zur Berufsausbildung möchte er Informatik studieren. Er spricht fließend und nur mit einer leichten Akzentfärbung Deutsch. Als er Mitte 2016 vom Auffanglager in Gera nach Kaiserslautern übersiedel- te, begann er im Verein Volleyball zu spielen. Abou-Hassoun würde gerne in Deutschland bleiben. Was ihm gefällt? „Die Meinungsfreiheit“, sagt er, „und die Möglichkeiten.“ SV 1930 Issum, westlich von Duisburg Erst kürzlich gab‘s den Bronze-Stern vom DOSB. Später im Jahr wird über die Vergabe des Silber-Sterns entschie- den und der SV 1930 Issum macht sich Hoffnungen. Gelingt das, darf man nach Berlin reisen. Den Goldenen Stern an den Gesamtsieger überreicht dann der Bundespräsident. „Wir haben vie- le Ideen und sind voller Tatendrang“, sagt Uwe Tebeck. „Der SV Issum ist ein Verein mit rund 450 Mitgliedern am linken Niederrhein“, be- schreibt er seinen Klub. Irgendwann wur- den in Issum 250 Zuwanderer kommunal untergebracht. Ein Deutschlehrer frag- te nach, ob der Vereine die Einwanderer zum Fußballspielen einladen würde. Die neuen Mitbürger selbst trauten sich nicht, selbst zu fragen. Alles begann an einem Montag im April 2016 direkt nach einer Deutschstunde: das erste Fußballtraining für Flüchtlinge. „Acht Spieler waren dabei, sie kamen in Jeans und Straßenschuhen, einer spielte barfuß“, erinnert sich Tebeck, „trotzdem waren alle mit Feuereifer dabei und hatten einen Riesenspaß.“ Bald hatte man das Geld gesammelt, um ein paar Fußballschuhe, Trikots und Trainingshosen zu kaufen. Schnell wuchs die Zahl, heute sind es 20 Flüchtlinge, die beim SV Issum mitspie- len. Sie kommen aus Nigeria, Syrien, Irak, Ägypten, Eritrea, Guinea, Bangladesch und Albanien. Tebeck: „Für die Jungs sind wir so was wie eine zweite Familie.“ Hofgeismar, nördlich von Kassel Elf treten ein, na, das passt ja. Neun jun- ge Männer, zwischen 17 und 20, zwei weitere sind bereits in den 30ern. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan, ei- ner aus Nordafrika. Sie haben alle sehr coole Frisuren, altersgemäß starren sie bis zum Unterrichtsbeginn ununterbro- chen auf ihre Smartphones. Einer trägt eine schwarze Raver-Mütze. New York City steht auf der Kappe. Nicht ganz. Hofgeismar. Nördlichster Zipfel Hessens. Hier im Besprechungsraum des Kreisligaklubs TSG Hofgeismar findet eine Unterrichtsstunde von „VORTEIL!“ statt, einer Sprachschulung für Flüchtlinge beim Fußball, durch den Fußball, mit dem Fußball. In 27 von 32 Kreisen des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV) lief „VORTEIL!“ im Jahr 2017. So auch bei der TSG Hofgeismar. Der Sprachkurs ist Teil eines ziemlich umfangreichen und vorbildlichen Engagements des Vereins für die Menschen, die vor Krieg, Armut oder Verfolgung wegliefen und nun in Deutschland heimisch werden möchten. „Der Kurs ist gut, wir haben schon viel gelernt“, sagt der 19 Jahre alte Bashir, der aus Afghanistan nach Deutschland kam. „In meiner Heimat ist es ein Zeichen des Respekts der Frau für ihren Mann, wenn sie nicht arbeiten geht und in der Öffentlichkeit nur er spricht. Ich weiß, dass die Deutschen das anders machen“, sagt Bashir. Und wenn demnächst eine Schiedsrichterin das Spiel leitet? Kein Problem, meint Bashir, damit käme er klar. 2828 SV Rot-Weiß Viktoria, mitten in Berlin Knapp zehn Jahre erst alt, dennoch schon an die 3.000 Mitglieder, die aus 85 Kulturkreisen stammen: Der SV Rot- Weiß Viktoria Mitte 08 aus Berlin ist jung, groß und ziemlich weltoffen. Schon beim Projekt „1:0 für ein Willkommen“ waren sie von der DFB-Stiftung Egidius Braun für ihre Arbeit belohnt worden. Ihr Programm für Flüchtlinge „Gemeinsam spielen, gemeinsam leben!“ haben sie nun noch mal erweitert. Worum es geht? Um interkulturelle Workshops, Sprachunterricht und ei- nen lebensnahen Austausch. Dabei steht die alte Heimat im Mittelpunkt. Die dortige Kultur, Umgangsformen, Sprache, Religion und Küche sollen das Verständnis füreinander fördern. „Fußball ist ein einfaches Mittel zur Verständigung. Sport kennt nur eine Sprache und das ist die der Gemeinsamkeit“, sagt Viktoria-Jugendleiter Elias Bouziane. Der Verein, an der Grenze von Wedding, Mitte und Prenzlauer Berg gelegen, ge- nießt einen enormen Zulauf.