SV Arabesque Coburg: Umfangreiches Engagement für Flüchtlinge Interessant ist auch die Geschichte des SV Arabesque Coburg. Der oberfränki- sche Verein wurde 2010 gegründet, ursprünglich um als Anlaufstelle für Menschen arabischer Herkunft, vor allem Studenten, zu dienen. Nach einer Neuorientierung ist er inzwischen eine Ansammlung verschiedener Nationali- täten, Kulturen und Religionen. Jennifer Kinley, 2. Vorstand, gibt zu, „nichts mit Fußball zu tun“ gehabt zu haben. Aber der Fußball und der Sport allgemein waren ein wunderbares Vehi- kel, um die Betreuung der Interessier- ten zu forcieren. „Aufgrund des großen Interesses besteht unsere Mannschaft aus Spielern aus Frankreich, Österreich, Deutschland, Italien, Bulgarien, Afgha- nistan, Iran, Irak, Marokko, Tunesien, Syrien, Algerien, Ägypten, Äthiopien, Eritrea und Somalia.“ Die Kicker sind zwischen 18 und 53 Jahre alt. Der Coburger Klub hat kein eigenes Ver- einsheim, trainiert auf einer öffentli- chen Sportanlage. Somit gestalten sich auch der Verkauf und die Zubereitung von Speisen schwierig. Die engagierten Vereinsvertreter beglei- ten die jungen Erwachsenen zu den Behörden, helfen beim Ausfüllen der Formulare, engagieren sich bei der Aus- wahl von schulischen und beruflichen Perspektiven und geben Hilfestellung im Asylverfahren. Aber auch im zwischenmenschlichen Bereich sind Kinley und ihre Mitstrei- tenden wichtige Bezugspersonen. „Da sind wir bei privaten Problemen als Zuhörer und Berater gefragt“, äußert sie. Und es ist selbstverständlich, dass man gemeinsam Zeit verbringt: beim Kochen, beim Besuch von Veranstaltungen und Spieleabenden. Die neuen Mitbürger werden auch zu hohen Feiertagen ein- geladen. „Weihnachten wird normaler- weise bei mir im engsten Familienkreis gefeiert“, betont Kinley, „der engste Kreis hat sich bei mir vervierfacht. Oder mein Weihnachtsbaum ist an Heilig- abend mit meiner gesamten Familie in die Flüchtlingsunterkunft gewandert und es wurde dort weitergefeiert.“ Wenn mit Fingerspitzengefühl und Empathie gelebt, ein wunderbarer Ansatz, um den Flüchtlingen das Einleben in unsere Gesellschaft zu erleichtern. Zu Beginn war es allerdings nicht ein- fach, wie sie zugibt: „Wenn Araber und Kurden in einer Mannschaft spielen, dann gab es schon den Vorwurf: ‚Der spielt mir nicht den Pass, weil er mich hasst.‘“ Bestehende Zweifel und Vorbe- halte wurden aber schnell ausgeräumt. Es wurden auch typisch deutsche Werte und Tugenden wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit vermittelt. Nicht immer ist es allerdings einfach, wenn Punktspiele in der B-Klasse in klei- neren Dörfern auf dem Programm ste- hen. Anfeindungen und rassistische Beschimpfungen kommen dann vor. Die Spieler müssen lernen, auch damit klar- zukommen. Allerdings gehen sie in Coburg auch vehement gegen solche Auswüchse vor; ein Sportgerichtspro- zess wurde angestrengt. Vielleicht hilft das, den Unverbesserlichen zu zeigen, dass dies nicht der Umgang ist, den sich der organisierte Fußball mit seiner offe- nen, multikulturellen und toleranten Vereinspolitik sowie seinem vielschich- tigen sozialen Engagement vorstellt. 35 Nationen – ein Verein: der 1. FC Düren Eine andere Idee hatte der 1. FC Düren. In den Teams des Klubs sind Spieler aus 35 Nationen vertreten. Er veranstaltete am 23. September ein „Integrations- Soccer-Camp“. Auf dem Ankündigungs- Flyer hieß es: „Wir spielen bunt – Über 35 Nationen. Ein Team.“ Die 30 einge- ladenen Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis 14 Jahren aus Dürener Schulen, Heimen und Flüchtlingsunter- künften konnten sich nach Herzenslust austoben. „Der Spielspaß sollte bei der Maßnahme im Vordergrund stehen“, betont Antje Iven, Integrationsbot- schafterin des Vereins. Deshalb waren auch keine speziellen Fußballschuhe vorgeschrieben. „Ein Junge hatte leider Schuhe mit einem Loch in der Sohle. Für den haben wir sogar noch kurzerhand ein Paar Fuß- ballschuhe organisiert“, berichtet Iven schmunzelnd. Und dass die Spieler die zur Verfügung gestellten Trikots behal- ten durften, konnten sie erst gar nicht glauben. Ein Jugendlicher gestand übrigens, dass er nicht so sehr auf Fußball stehe, son- dern eigentlich viel lieber Kickboxen betreibe. Auch diesem konnte durch die Verbindungen von Mitorganisatorin Susanne Hempel geholfen werden. Er durfte ein Boxstudio besuchen und dort ein Schnuppertraining absolvieren. Lohnender Aufwand in Elze Reden wir mal über Geld am Beispiel des SSV Elze 1910. Die 6.000-Einwoh- ner-Stadt in Niedersachsen, in der Nähe von Hildesheim gelegen, hat einen sehr engagierten örtlichen Fußballklub, der sich die Integrationsarbeit mit Flücht- lingen auf die Fahne geschrieben hat. „Elze ist aufgrund der verkehrstechni- schen Lage, der Verfügbarkeit von Wohnraum, der Bereitstellung einer Integrationsbeauftragten und anderer Ressourcen ein Schwerpunkt der Flücht- lingsarbeit im Landkreis Hildesheim“, berichtet Carsten Hennies, der als Jugendleiter beim SSV fungiert und bei dem viele Fäden zusammenlaufen. Flüchtlinge aus Syrien, Irak und Afgha- nistan haben in Elze eine neue Heimat gefunden.