Fußball – Mehr als ein 1:0! JAHRESBERICHT 2020

DIE GROSSEN MOTIVIEREN DIE KLEINEN. AUS DEN KLEINEN ERWACHSEN DIE GROSSEN.

FUSSBALL – MEHR ALS EIN 1:0! Liebe Freundinnen und Freunde der DFB-Stiftung Egidius Braun, es war der 27. Januar 2020, als die erste Infektion mit dem neu- artigen Corona-Virus in unserem Land gemeldet wurde. Seit die- sem Tag hat sich unser aller Leben spürbar verändert. Die zurücklie- genden Monate und auch die Gegenwart sind und waren geprägt von Abstand und Dis- tanz, von Lockdowns und großen gesellschaftlichen Herausforde- rungen. Es sind Zeiten, die wir alle so noch nicht erlebt haben und die uns zeigen, dass das, was wir für selbstverständlich halten, plötzlich nicht mehr selbstver- ständlich ist. Umso wichtiger ist es für uns, mit unserem Stiftungs- wirken im wahrsten Sinne des Wortes positive Momente zu stiften und Menschen, die unsere Hilfe benötigen, zu unter- stützen. Dabei spüren wir die Auswirkungen der Corona-Pandemie selbstverständlich auch in unserer Stiftungsarbeit. So konnten im zurückliegenden Jahr erstmals seit 1993 die Fußball-Feri- en-Freizeiten nicht durchgeführt werden. Es war eine schmerz- hafte, aber letztlich alternativlose Entscheidung. Schnell wur- den neue Wege beschritten und die Freizeiten in den virtuellen Raum überführt. Auf einer eigens eingerichteten Web-Platt- form wurden Trainingstipps gegeben, eSoccer-Angebote gemacht und Gesprächsrunden mit prominenten Gästen durch- geführt. Die persönlichen Begegnungen konnten auf diese Weise nicht ersetzt werden, aber die Neuausrichtung hat die Freizeiten digitaler gemacht und bietet für die Zukunft viele neue Möglichkeiten. Neue Möglichkeiten bietet auch die im vergangenen Jahr ver- abredete Zusammenarbeit mit der KLIMA ARENA in Sinsheim. Gemeinsam wollen wir künftig das Thema „Umweltschutz“ bearbeiten. Umweltschutz ist auch ein Kernthema der Stiftung der Nationalmannschaft, die wir als Treuhandstiftung beglei- Ihre ten dürfen. Wir sind stolz, dass das jahrelange Miteinander zwischen der Mannschaft und unserer Stif- tung auf diese Weise weiter aus- gestaltet wird. Stolz sind wir auch darauf, dass wir gemeinsam mit der Deutschen Sportjugend durch die im vergan- genen Jahr erstmals durchgeführte „Egidius-Braun-Akademie“ mehr als zwei Dutzend jungen Ehren- amtstalenten neues Wissen und neue Fähigkeiten vermitteln konn- ten. In einem Zeitraum von zehn Wochen fanden verschiedene Online-Angebote mit Fachvorträ- gen, Workshops und zum Abschluss ein durch den Softwarekonzern SAP ausgerichtetes Design-Thinking- Wochenende statt. In diesem Jahr wird das Programm wiederholt. Dann ist im Spätsommer eine persönliche Begegnung aller Teilnehmenden geplant. Geplant ist auch das Leadership-Programm für Menschen mit Fluchterfahrung, das wir gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration sowie der Führungs-Akademie des DOSB realisieren werden. Ziel ist es, 21 geflüchtete Menschen für ein ehrenamtliches Wirken im Fußball zu qualifizieren. Die Teilnehmer-Auswahl ist getroffen. Alles ist vorbereitet. Im August soll es losgehen. Liebe Freundinnen und Freunde, bei allem, was uns im letzten Jahr Freude bereitet hat und uns Hoffnung gibt für die Zukunft, hat uns der Tod von Marianne Braun am 20. Mai 2020 beson- ders traurig gemacht. Zeitlebens hat sie nach Kräften das ehren- amtliche Engagement Egidius Brauns für den Fußballsport unterstützt. Marianne Braun wird nicht nur in unserer Stiftung unvergessen bleiben. Wir werden ihre Ideale mit unserem Wir- ken weiterleben. Fußball war, ist und bleibt mehr als ein 1:0! In diesem Sinne blicken wir gemeinsam zuversichtlich nach vorne und freuen uns auf das, was das Leben lebenswert macht – auf die Begegnungen mit Menschen. Dr. h.c. Egidius Braun DFB-Ehrenpräsident Vorsitzender Dirk Janotta DFB-Vizepräsident gf. Vorsitzender Dr. Stephan Osnabrügge Schatzmeister Alfred Vianden Ständiger Vertreter von Egidius Braun Tobias Wrzesinski Geschäftsführer

ÜCK BLICK 2020 8 7 9 10 11 12 07 JULI Das Engagement für Menschen mit Fluchterfahrung zählt seit März 2015 zu den Schwerpunkten der Stiftungsarbeit. Nun werden mit einem neuen Angebot neue Akzente gesetzt. „Mit unserem Leadership- Programm wollen wir diejenigen weiter voranbringen, denen Asyl gewährt wurde, die sich bereits ehrenamtlich im Fußballverein ein- bringen und noch mehr erreichen wollen“, erklärt DFB-Vizepräsident Dirk Janotta. Das Programm bietet den Teilnehmenden die Chance, sich vielfältige Kompetenzen anzueignen, die im Ehrenamt wie auch im Beruf gefragt sind. 08 AUGUST Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen: Das galt auch für die Fußball-Ferien-Freizeiten, die im Jahr 2020 wegen der Corona-Pan- demie erstmals virtuell stattfinden mussten. Das Feedback aller Betei- ligten nach den insgesamt 27 Talks, Workshops und Online-Vorträgen an vier Tagen fiel durchweg positiv aus: Die Teilnehmenden hatten viel Spaß und sie konnten eine Menge Wissenswertes mitnehmen. Dazu zählten auch Informationen zum Thema „Umweltschutz“. Hier gaben die Experten der KLIMA ARENA spannende Tipps. Mit der Einrichtung aus Sinsheim besteht fortan eine Partnerschaft. 09 SEPTEMBER Ende September wurde in der Hermann-Neuberger-Sportschule in Saar- brücken der Hermann-Neuberger-Preis verliehen. Der von der DFB-Stif- tung Egidius Braun gestiftete Preis für soziales Engagement und Inte- gration ging dieses Mal an drei Vereine: an den Judo Club Folsterhöhe, der 3.000 Euro erhielt, an die Fußballer des VfB Tünsdorf (1.000 Euro) sowie an den eingetragenen Verein „Ehrensache“ für sein Angebot zum therapeutischen Reiten. Insgesamt wurden Preisgelder im Wert von 27.500 Euro vergeben. Mit dem Preis erinnert der Landessportverband für das Saarland alljährlich an den früheren DFB-Präsidenten. 10 OKTOBER Am 15. Oktober 2020 kam das Kuratorium zu seiner 30. gemeinsamen Sitzung mit dem Vorstand zusammen. Im Rahmen einer Videokonfe- renz wurde der Haushalt für das Geschäftsjahr 2021 beschlossen und gleichzeitig eine Satzungsänderung verabschiedet, damit auch nach Überwindung der Corona-Pandemie virtuelle Sitzungen möglich blei- ben. Die neuen technischen Möglichkeiten geben auch Egidius Braun die Gelegenheit, an den Sitzungen teilzunehmen. 11 NOVEMBER Deutschland – das Land der Vereine. 88.000 Sportvereine sind es. Alle werden durch ehrenamtliches Engagement am Laufen gehalten. Zwei Dutzend junge Ehrenamtstalente nahmen an der Egidius-Braun-Aka- demie teil, tauschten sich mit spannenden Referenten aus, besuchten Workshops und beschäftigten sich zum Abschluss mit ihrem „Sportver- ein der Zukunft“. 12 DEZEMBER Anfang Dezember beschloss das DFB-Präsidium fußballnahe gemein- nützige Stiftungen mit einem Betrag in Höhe von insgesamt 4,35 Mil- lionen Euro zu unterstützen. DFB-Schatzmeister Dr. Stephan Osnabrügge unterstrich: „Ich bin dem DFB-Präsidium sehr dankbar und zugleich auch stolz darauf, dass es uns gelungen ist, die Stiftungen unverändert umfassend zu unterstützen. Für uns ist die Arbeit der Stiftungen sys- temrelevant.“

Egidius Braun liebt die Aufmerksam- keit. Aber nicht, wenn sie auf ihn per- sönlich gerichtet ist. Das hat er noch nie gemocht, das ist für ihn nicht von Bedeutung. Für Braun ist es wichtig, dass seine sozialen Projekte, die ihm so am Herzen liegen, Beachtung finden. Und vor allem: unterstützt werden. Dafür setzt er sich ein. Und zwar bedin- gungslos. Auch im hohen Alter noch. Am 27. Februar ist Braun 96 Jahre alt geworden. Wie in jedem Jahr haben den Ehrenpräsidenten des Deutschen Fuß- ball-Bundes wieder Glückwunsch- schreiben aus der gesamten Republik erreicht. Ein Mann wie Egidius Braun, der so viel Positives bewirkt hat, wird nicht vergessen. Über einen Brief aller- dings freut sich Braun immer ganz besonders: Und das sind die Zeilen, die der SV Breinig übermittelt. In diesem Jahr heißt es darin unter anderem: „Der SV Breinig weiß es zu schätzen, dass du niemals, auch wenn sehr viele Ämter kraft- und zeitraubend waren, den Bezug zu deinem Heimatverein verloren hast und uns, wo es nur ging, stets mit Rat und Tat zur Seite standst.“ Die Wurzeln nie vergessen Es zeichnet Braun aus, dass er seine Wur- zeln nie vergessen hat. Der SV Breinig ist für ihn wie eine zweite Familie. Braun weiß, dass die Arbeit an der Basis, in den Tausenden von Klubs in ganz Deutsch- land, entscheidend ist. Der SV Breinig ist einer von ihnen, der Verein aus dem Fuß- ball-Verband Mittelrhein steht stellver- tretend für alle anderen. Und die unzäh- ligen Ehrenamtlichen im Amateurfußball wissen, dass Braun sich immer für sie eingesetzt hat. Diese Wertschätzung kann man deutlich dem Geburtstags- schreiben des SV Breinig entnehmen. Darin heißt es weiter: „Den Slogan ,Fuß- ball ist mehr als ein 1:0‘ verbindet man nicht nur direkt mit deinem Namen, jeder, der dich kennt, weiß, wie sehr du diesen Satz in all den Jahren deines fuß- ballerischen Handelns gelebt und ge - prägt hast! Du hast es stets als deine Aufgabe angesehen, die Not vieler Menschen durch den Fußball zu lindern (...) und man kann feststellen, dass es dir gelungen ist, die soziale Verantwor- tung des Fußballs in der Gesellschaft nachhaltig zu festigen und zu verankern.“ Spielplatz und Rutsche statt Fußballtore Aber woher kommt diese enge Bezie- hung zwischen dem SV Breinig und Braun? Die Anlage, auf der Braun groß geworden ist, existiert nicht mehr. Heute stehen dort Einfamilienhäuser. Junge Eltern mit kleinen Kindern leben auf dem Gelände, wo früher der Aschenplatz war, wo Braun über seinen geliebten Vater Jakob mit dem Fußball in Kontakt gekommen ist. Die Tore sind weg, das Vereinsheim auch, an deren Stelle findet man jetzt eine Rutsche, eine Schaukel, ein Klettergerüst. In den Gärten in dem gepflegten Neubaugebiet stehen Tram- poline und im Sommer sicher wieder kleine und große Planschbecken. Eine der Spielstraßen trägt seit 2016 den Namen des berühmtesten Einwohners des Ortes: Sie heißt Egidius- Braun-Straße. Der SV Breinig hat 2015 genau gegen- über eine neue Heimat gefunden. Hier ist alles moderner, zeitgemäßer. Braun gefällt das. Er ist nicht der Typ, der in der Vergangenheit lebt, kein Nostalgiker. Bei der feierlichen Öffnungsfeier vor sechs Jahren war er dabei und hat den Verant- wortlichen zum neuen Zuhause des Ver- eins gratuliert. Selbst vor Ort war Braun nun schon länger nicht mehr. Die etwa 20-minütige Anreise aus seinem Wohn- ort in der Kaiser-Friedrich-Allee in Aachen ist für ihn zu anstrengend. Aber seine Bezugspersonen im Verein berichten ihm regelmäßig über die aktuellen Vor- gänge und die Planungen für die nähere Zukunft. So erfährt Braun, wie sich die erste Herrenmannschaft in der Mittel- rheinliga schlägt, wie die 16 Nachwuchs- mannschaften abschneiden, wie die A-Juniorinnen aufgestellt sind. Nationalmannschaft zu Gast in Breinig Einer dieser Menschen ist Thorsten Meier, der Vorsitzende des SV Breinig, der das Geburtstagsschreiben in die- sem Jahr verfasst hat. „Wir sind stolz darauf, der Heimatverein von Egidius Braun zu sein“, sagt Meier bei einem Treffen mit Maske und Abstand an Egidius Braun ist im Februar 96 Jahre alt geworden. Der Fußball und das soziale Engagement prägen sein Leben bis heute. Woher kommt diese vor- bildliche Haltung? Eine Spuren suche bei seinem Heimat verein SV Breinig.

1 2 1 | Brauns Heimatverein: der SV Breinig 1910 e. V. 3 2 | Egidius Brauns Geburtshaus. 3 | In Breinig ist eine Straße nach Egidius Braun be- nannt. 4 | Feierliche Einweihung der Egidius-Braun-Straße im September 2016. 5 | v.l.n.r.: Thorsten Meier (Vor sit zender des SV Breinig), Jürgen Ramers (stellv. Vorsitzender), Brauns Vetter Franz Josef Chantraine. 4 5 VITA EGIDIUS BRAUN 27.02.1925: geboren in Breinig seit 1938: Mitglied beim SV Breinig ab 1946: Nach Rückkehr aus Kriegsgefangenschaft Spieler in der ersten Mannschaft des SV Breinig 1954 bis 1962: Vorsitzender und 2. Vorsitzender des SV Breinig 1960 bis 1968: Schiedsrichter (bis Bezirksliga) 1973 bis 1992: Präsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein ab 1977: DFB-Schatzmeister 1985: Verleihung des Bundes- verdienstkreuzes 1. Klasse 1985: Ehrenmitglied des SV Breinig 1986: Geburtsstunde der Mexico-Hilfe 1990: Deutschland wird mit Delegationschef Egidius Braun in Italien Fußball-Weltmeister 1991: Verleihung des Großen Verdienstkreuzes des Verdienst- ordens der Bundesrepublik Deutschland 1992: Wahl zum DFB-Präsidenten 1995: Schatzmeister der UEFA 2000: Bypass-Operation im Leipziger Herzzentrum 2001: Ernennung zum DFB- Ehren präsidenten 2001: Verleihung des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern und Schulterband 2001: Errichtung der DFB- Stiftung Egidius Braun 2001: Ernennung zum UEFA- Ehren mitglied 27.02.2021: 96. Geburtstag

1 2 1 | Marianne Braun war nahezu sieben Jahrzehnte die Frau an der Seite von Egidius Braun. 2 | Egidius und Marianne Braun am 27. Februar 2020 in Aachen.

Bundespräsident Johannes Rau (r.) überreicht dem Ehrenpräsidenten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Egidius Braun, am 30. Mai 2001 im Berliner Schloss Bellevue das Große Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

GEMEINSAM FÜR DIE KINDER IN MEXIKO

Alfred Vianden, Ehrenpräsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein „Ich hatte das Glück, zweimal in Mexiko vor Ort sein zu können und mich von den Verhältnissen dort selbst überzeugen zu dürfen. Was ich dort erlebt habe, hat mich erschreckt. Ich habe gesehen, dass über 500 Menschen – teilweise junge Familien – auf einer Müllhalde in Mexico City leben. Der Gestank dort war unvorstellbar. In diesem Zusammenhang ist mir noch einmal vor Augen geführt worden, wie wichtig dieses inzwischen 35-jährige Engagement der DFB-Stiftung Egidius Braun ist. Ich hoffe sehr und werde mich dafür einsetzen, dass die Mexico-Hilfe noch lange fortgesetzt wird.“ H. E. Rogelio Granguillhome Morfín, Botschafter Mexikos in Deutschland „Die Unterstützung des Kinderheims in Querétaro durch die Stiftung zeigt, dass Fuß- ball mehr ist als nur ein Wettkampf zwischen zwei Mannschaften und 22 Spielern. Was ich als mexikanischer Botschafter in Deutsch- land sagen kann, kommt nicht annähernd an die Dankbarkeit gegenüber der DFB-Stiftung Egidius Braun heran, die mittlerweile bereits Dutzende von Erwachsenen in Mexiko empfinden, die Jahre in der Kinder- krippe verbracht haben. Dasselbe gilt für die Menschen in Guadalajara, die direkt von der Unterstützung für eine Schule oder für eine weitere Kindertagesstätte profitiert haben. Als Botschafter und als Mexikaner schätze ich die Freundschaft unserer Länder und die Freundschaft des DFB sehr.“ Wolfgang Watzke, früherer Stiftungs-Geschäftsführer „Vor 35 Jahren Egidius Braun: ,Watzke, Sie sind mein Jugendsekretär, kümmern Sie sich!‘ Damals habe ich nicht geahnt, dass die damit verbundene Aufgabe „Mexico-Hilfe“ erstens mein Leben und das meiner Familie verändern sollte, zweitens mich gemeinsam mit vielen anderen in die Lage versetzen sollte, das Leben Tausender Kinder ein wenig positiv zu beeinflussen, drittens bis auf den heutigen Tag Millionen von DM und Euro von Amateuren wie Nationalspielern gleichermaßen aufgebracht wurden, viertens dies der Kern des Anstoßes für die Gründung der DFB-Stiftung Egidius Braun werden sollte, fünftens durch die Mexico-Kooperation mit den Sternsingern eine 50:50-Partnerschaft für Projekte des Fußballs in der ganzen Welt entstehen sollte und sechstens auch 2021 kein Ende in Sicht ist ... großartig.“ Oliver Bierhoff, DFB-Direktor und Unter stützer der Mexico-Hilfe „Mexiko ist ein wunderbares Land mit freundlichen und fleißigen Menschen. Meine Frau und ich unterstützen auch deshalb seit Jahren die Mexico-Hilfe. Es ist uns enorm wichtig, Bildungs- angebote zu unterstützen.“ Franz Beckenbauer, 1986 Team- chef der National- mannschaft „Egidius Braun führte uns dort in ein Waisenhaus, ein Anblick, so erbärmlich, wie ich es noch nie erlebt habe. Furchtbar und schockierend war es, unter welch entsetz- lichen Umständen die Kinder dort in einer windschiefen Baracke hausen mussten. Uns war klar, hier musste etwas geschehen. Ich denke, es gibt kein besseres Bei- spiel, was erreicht werden kann, wenn Geld vernünftig angelegt wird.“ Alan Franco, Leiter unseres regionalen Kooperations- partners FAE „Gemeinsam haben wir es uns zum Ziel gesetzt, Kindern in dieser Situation extremer Armut eine Pers- pektive zu bieten und sie zu ermutigen, ihre Träume zu verwirklichen. Wir wollen ihnen die Chance geben, zur Schule zu gehen und später sogar zu studieren. Jedes einzelne Kind, das wir mit unserem Stipendienpro- jekt erreichen und von der Straße holen, ist ein großer Erfolg. Der Grund, warum ich hier bin, besteht darin, die Zukunft von Mädchen und Jungen weiter zu verändern, die nicht das Glück hatten, dass ihre Familien ihnen die Mög lichkeit einer Aus- bildung geben können. Dafür wollen wir mit der FAE und dank der Unter stützung der DFB-Stiftung Egidius Braun und der Sternsinger sorgen.“

„IMMER ALLES OHNE TRARA“ 3 1 | Peter Muckel im Trikot der Fußball-Nationalmannschaft. 2 | Peter Muckel im Kreis seiner Freunde von Viktoria Schlich. 3 | Muckels einstige Jugendspieler besuchten ihren Trainer im Seniorenheim. Wolfgang Watzke leitete fast zwei Jahr- zehnte lang die Geschäfte der DFB-Stif- tung Egidius Braun und war zuvor beim Fußball-Verband Mittelrhein tätig. „Peter Muckel hat bei mir die Jugend- leiter-Lizenz gemacht und mich später bei den Fußball-Ferien-Freizeiten unterstützt.“ Watzke erinnert sich an eine Feier, zu der er seinen kleinen Sohn mitgenommen hatte. „Nur Erwachsene, Friederich langweilte sich, ich hatte kaum Zeit für ihn. Peter ist dann mit ihm auf die Minigolf-Bahn vor dem Lokal gegangen. Einfach so. Dann kam ein Sommer, da fanden die Jungs plötz- lich Baseball toll und Peter stellte sich an die Drechselmaschine. Immer alles ohne Trara.“ Dass sein Erbe der Mexi- co-Hilfe zugutekommen soll, die seit 35 Jahren Bildungsprojekte für Mexi- kos Kinder fördert, verfügte Peter Muckel ganz bewusst. Wolfgang und Juliane Watzke hatten einige Kinder aus armen mexikanischen Familien über den Sommer zu sich nach Hause ein- geladen. Irgendwann erzählte ihm Watzke von der Case de Cuna in Que- retáro und der Schule für die Müllsamm- ler von Chimal huacán. „Da mache ich etwas für die Kinder“, habe Muckel nur kurz gesagt. Herzensbildung braucht kein Abitur „Wissen Sie“, sagt Wolfgang Watzke, „Peter war so einer dieser Menschen, die einem zeigen, dass man für Her- zensbildung kein Abitur braucht.“ Kein rundherum vernetzter Mensch, kein 24/7 getriebener Selbstoptimie- rer, keiner, der rastlos immer wieder die Komfortzone verlässt und die nächste Sprosse der Karriereleiter erklimmt. Ein ruhiges Leben, verlässlich, vielleicht sogar etwas störrisch an Werten fest- haltend. So beschreiben ihn Gert Engels und Wolfgang Watzke. Von der sechs- stelligen Summe erfuhr die Stiftung erst nach Peter Muckels anonymer Beiset- zung. „Er hat gestottert, und anfangs haben selbst wir Kleinen ihn hinter seinem Rücken veräppelt“, erinnert sich Engels. „Das hörte schnell auf. Die Spielbespre- chung war für uns normal, auch wenn er mal stotterte. Es gibt Trainer, die ver- liert man aus den Augen. Ihn nicht.“ Peter Muckel hat wahrscheinlich auch nicht ein einziges Mal in seinem Leben am Stück 148 Mails gecheckt, wie es Tim Bendzko einmal besang. Aber die Welt gerettet? Doch, so ein bisschen schon.

Herr Minister Maas, im Verlauf Ihrer Amtszeit als Außenminister haben Sie auch schon Mexiko besucht. Sie haben die Partnerschaft beider Staa- ten betont, die auf gemeinsamen Werten und engen Beziehungen der Regierungen sowie in Wirtschaft und Zivilgesellschaft gründet. Welche Rolle spielen dabei Projekte, wie sie die DFB-Stiftung Egidius Braun mit der Mexico-Hilfe seit inzwischen 35 Jahren initiiert? Es sind gerade Projekte wie die Ihrer Stif- tung, die Beziehungen zwischen Staa- ten menschlich gestalten und in die Gesellschaften beider Länder hineinwir- ken. Mit Mexiko pflegen wir Deutschen – und nicht allein über die Bundesre- gierung – enge Beziehungen in allen denkbaren Bereichen des gesellschaft- lichen Lebens. Das beginnt mit unseren Schulen und dem sich anschließenden akademischen Austausch, führt über eine immense Zahl deutscher Unter- projekte. Und das ist ja genau der Ansatz, den Egidius Braun und der DFB erkannt haben und für den sich die Stiftung – wie viele andere bewundernswerte Hilfs- werke auch – einsetzt. Gerade Fußball ist bei uns wie bei unseren mexikani- schen Freunden ein Sport, der aus der Mitte der Gesellschaft kommt und der über eine solche Initiative der Gesell- schaft auch etwas zurückgeben kann – noch dazu grenzüberschreitend. Das kann ich als Außenminister und Fuß- ballfan nur gut finden. Sie konnten sich einen Eindruck von Land und Menschen verschaffen. Ist Sport in Mexiko ein geeigneter Ansatz- punkt für gemeinsame Projekte und Initiativen? Wir teilen mit den Mexikanerinnen und Mexikanern unsere Liebe zum Fußball. Aber es gibt kaum eine Sportart, die in Mexiko nicht betrieben wird, darunter auch Disziplinen, die bei uns eher sel- „Mit kaum einer anderen Sportart lassen sich weltweit so viele Menschen begeistern und lässt sich die Botschaft von gesellschaftlichem Miteinander und Völkerverständigung besser transportieren.“ nehmen mit Mitarbeiterinnen und Mit- arbeitern aus beiden Nationen bis hin zu einer tiefen gegenseitigen Zuneigung zu Kultur und Geschichte beider Länder – und findet Ausdruck auch in vielen Freundschaften und zwischenmensch- lichen Beziehungen. Und so setzt sich ein wunderbares Mosaik zusammen, das für Mexiko und Deutschland gleicher- maßen gewinnbringend ist. Das Pro- jekt der DFB-Stiftung Egidius Braun, das während der WM 1986 am Rande der „Hitzeschlachten von Querétaro” begonnen wurde, ist einer der beson- ders schönen Steine dieses Mosaiks. Benötigt Mexiko als aufstrebende und in vielerlei Hinsicht bereits hoch ent- wickelte Volkswirtschaft tatsächlich noch Hilfe aus Deutschland? In Mexiko wie in Deutschland gibt es eine Vielzahl privater und zivilgesell- schaftlicher Initiativen, die Menschen helfen, denen das Schicksal nicht wohl- gesonnen war. In jeder Nation, gleich wie entwickelt oder wohlhabend sie sein mag, gibt es weiterhin Bedarf für Hilfs- ten sind. Staatspräsident López Obrador zum Beispiel ist ein großer Baseball-Fan. Und dann gibt es noch den typisch mexikanischen Ringkampf ,Lucha libre’, der die Menschen dieses Landes begeis- tert. Sport verbindet also auch in Mexiko, Sport macht Menschen glücklich. Aber Sport generiert im Profi- Bereich auch Einkommen – und ja, da liegt es nahe, über den Sport auch die Teile der Gesell- schaft zu fördern, die Hilfe benötigen. Was kann der Deutsche Fußball-Bund (DFB) – vielleicht auch in Kooperation mit deutschen Unternehmen vor Ort – tun, um vor allem Kinder und Jugend- liche in Mexiko zu unterstützen? Ich finde es schon jetzt beeindruckend, was der DFB und die Stiftung Egidius Braun in Mexiko leisten. Die „Mexico- Hilfe“ gibt jungen Menschen eine Per- spektive auf eine bessere Zukunft. Wichtiges Element unserer bilateralen Beziehungen ist die enge wirtschaft- liche Zusammenarbeit. Es gibt etwa 2.000 Unternehmen mit deutscher Beteiligung in Mexiko. Die deutschen Firmen schaffen mehrere 100.000 direkte Arbeitsplätze – und qualifizie- ren gerade auch junge Menschen. Falls der DFB sein Engagement ausbauen möchte: Unsere Botschaft in Mexiko- Stadt hilft gerne mit, Ideen zu entwi- ckeln und Kontakte zu knüpfen. Auch wenn Sie unlängst erklärt haben, aufgrund Ihres zeitintensiven Berufs- lebens mehr zu fliegen, als zu laufen, gilt Ihre Leidenschaft doch dem Triath- lon. Lernt man als Athlet oder Team- sportler die Rolle des Sports als verbin- dendes Element zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft besonders zu schätzen? Beim Fußball und Triathlon habe ich persönlich immer wieder erleben kön- nen, wie stark Sport Menschen verbin- det. Sportlerinnen und Sportler, egal wie verschieden sie sind, setzen sich ein gemeinsames Ziel, das sie mit viel Ener- gie und Einsatz zu erreichen suchen. Ob dies in einem Team geschieht oder in einer Einzelsportart, ist dabei nicht so wichtig. Wir lernen dabei Respekt – vor den Leistungen der anderen genauso wie vor den ganz unterschiedlichen Per- sönlichkeiten. Fußball begeistert die Menschen rund um den Globus. Überschätzt man die Rolle oder kann dieser Sport tatsächlich mehr sein als eine nette Nebenbeschäf- tigung, kann er gar Brücken bauen und zur Völkerverständigung beitragen? Fußball weckt starke Emotionen. Und was begeistert, beeinflusst Menschen in ihren Haltungen. Ich bin davon über- zeugt, dass der Sport Völker verbinden kann – wenn wir ihn denn dafür nutzen wollen. Durch Sport können wir über kulturelle Grenzen gemeinsam Gefühle teilen. Dies schafft Raum für Begeg- nungen – und mehr Begegnungen sind wichtig, um Vorurteile zu bekämpfen. Fußball ist dabei besonders erfolgreich. Fußball baut Brücken über Grenzen hin- weg. Mit kaum einer anderen Sport- art lassen sich weltweit so viele Men- schen begeistern und lässt sich die Botschaft von gesellschaftlichem Mit- einander und Völkerverständigung bes- ser transportieren. Dies wird sich hof- fentlich trotz Pandemie auch bei der kommenden Fußball-Europameister- schaft wieder zeigen.

2 4 3 1 | Sybille Hüttemann-Boca mit drei Jugendlichen aus dem Kinderheim. 2–4 | Im Kinderheim „Stern der Hoffnung“ werden die Kinder und Jugendlichen intensiv begleitet und unterstützt. Das rumänische Kinderheim „Stern der Hoffnung“ gibt Jungen und Mädchen aus prekären Verhältnissen ein Zuhause und die Chance auf ein menschenwür- diges Leben. Unbeschwerte Zeiten haben die Verant- wortlichen des rumänischen Kinder- heims „Stern der Hoffnung“ nie erlebt. Nicht in den ersten Tagen Anfang der 1990er-Jahre, als sich Sybille Hütte- mann-Boca unweit des Bukarester Hauptbahnhofs um jene Heranwachsen- den kümmerte, die in den Jahren nach dem politischen Umbruch als Straßen- kinder ein bitteres Dasein fristeten, und auch nicht, nachdem der gemeinnützige Trägerverein vor knapp zwei Jahrzehn- ten in Alba Iulia, einer 60.000 Einwoh- ner zählenden Stadt in Siebenbürgen, das Kinderheim gebaut hatte. „Es fehlte immer an irgendetwas, aber wir haben die Schwierigkeiten stets bewältigt“, sagt Heimleiterin Hüttemann-Boca. Im vergangenen Jahr wurden ihre Zuver- sicht und ihr Optimismus dann jedoch auf eine besonders harte Probe gestellt. Die rumänischen Behörden reagierten mit einem äußerst strikten Lockdown auf die Corona-Pandemie. „Wir waren im Prinzip eingesperrt“, erinnert sich die 55-Jährige. Die 28 Kinder und Jugend- lichen des Heims konnten nicht mehr zur Schule gehen oder den Kindergar- ten besuchen. „Überhaupt durfte man nur noch für dringende Besorgungen vor die Tür gehen“, so Hüttemann- Boca. Einnahmen brachen weg Für die Teilnahme am Distanzunterricht fehlten die technischen Voraussetzun- gen. Funktionierende Laptops, Tablets und Computer waren Mangelware. Zudem brachen wichtige Einnahmen weg. „Wir sind auf Sachspenden und Unterstützung aus Deutschland ange- wiesen, aber viele Benefiz- und Sam- mel-Aktionen konnten dort wegen Corona nicht stattfinden“, so die Leite- rin des Heims, das inzwischen der drit- ten Generation benachteiligter Kinder ein Zuhause gibt. Straßenkinder, Wai- sen, von Arbeitsemigranten zurück- gelassene Jungen und Mädchen und solche aus zerrütteten Elternhäusern werden betreut, bekocht und medizi- nisch versorgt. „Unsere Kinder sind zwi- schen drei und 16 Jahren alt. Sie alle stammen aus schwierigen Verhältnis- sen“, sagt Hüttemann-Boca. Auch das neue Hostel im Obergeschoss des Heims, mit dessen Betrieb man einen Teil der Ausgaben erwirtschaften konnte, lag zwangsweise brach. Über- nachtungsgäste waren nicht gestattet. Das sei besonders bitter gewesen, weil das Hostel zuvor so gut von Touristen und Jugendgruppen angenommen wurde, betont Hüttemann-Boca. Letzt- lich sei durch Corona ein Riesenloch im Haushalt entstanden, viele Rech- nungen hätten sich angesammelt. „Der Schuh drückt eigentlich überall“, macht sie deutlich. Zu allem Überfluss benö- tigte das Gebäude dann auch noch eine neue Heizung. Jeder Euro zählt Umso bedeutender ist gerade in die- sen Zeiten die Unterstützung durch die DFB-Stiftung Egidius Braun und das Kin- dermissionswerk „Die Sternsinger“. Denn im Lichte der aktuellen Umstände zählt jeder Euro für das Kinderheim. Materielle Bedingungen limitieren nun einmal die Möglichkeiten, trotz allen Herzbluts, das die Verantwortlichen in die Betreuung der Kinder stecken. Inzwischen haben sich die äußeren Gegebenheiten ein wenig verbessert. Die strikten Corona-Maßnahmen waren Anfang des Jahres vorerst Geschichte. „Die Infektionszahlen sind gesunken, wir sind keine rote Zone mehr“, erklärt die Deutsche, die 1990 erstmals mit einem Hilfsgütertransport nach Rumä- nien kam. Damals wurde ihr klar, dass zwar Lebensmittel, Kleidung und Medi- kamente eine große Hilfe für die not- leidende Bevölkerung sind, die Hilfs- güter die Situation an sich aber nicht grundlegend verändern. Hüttemann- Boca fasste den Entschluss, dauerhaft vor Ort anzupacken. Ihre Begleiter wur- den ihre Zuversicht und ihre Hoffnung. Das war in den Anfangsjahren so und hat sich bis heute nicht verändert. Auch dank der vielen Unterstützer aus Deutschland.

Mit verschiedenen Bildungs- und Hilfsprojekten engagieren sich die DFB- Stiftung Egidius Braun und die Sternsinger für Kinder in Not in Osteuropa. Kindergarten besuchen und mit Alters- genossen spielen zu können. ED STrINGeR Große Erfolge bei der Behandlung In der Ukraine bemühen sich die DFB-Stiftung Egidius Braun und das Kin- dermissionswerk um Hilfe für ein Kin- derkrankenhaus in Charkow. In dem Hos- pital mit seinen mehr als 230 Betten werden Jahr für Jahr rund 5.500 Mäd- chen und Jungen versorgt. Besonderes Augenmerk gilt der Behandlung von Nie- renleiden, Lungen- und Krebserkrankun- gen. Insbesondere an Leukämie erkrankte Kinder müssen meist längere Zeit im Krankenhaus verbringen. Dabei sind große Fortschritte zu verzeichnen: Über- lebte Anfang der 1990er-Jahre nur etwa jedes fünfte Kind diese Erkrankung, so sind es inzwischen mehr als 80 Prozent. Dank der Gelder aus Deutschland kön- nen unter anderem medizinische Geräte, Medikamente, Küchenmaterialien und Hygieneartikel angeschafft werden. Als Egidius Braun bei der Fuß- ball-WM 1986 in Mexiko sah, dass Kinder unter großer Armut litten, hatte er eine tolle Idee: Unter dem Leitsatz „Fußball – Mehr als ein 1:0!“ organisierte er Hilfe für Kinder in Not und holte dazu 1996 einen wichtigen Mitspieler in sein Team: das Hilfswerk der Sternsinger! Seit der Errichtung der Egidius Braun gewidmeten DFB-Stiftung im Som- mer 2001 unterstützen „Die Stern- singer“ und die DFB-Stiftung Egi- dius Braun gemeinsam Projekte für Kinder auf der ganzen Welt, unter anderem auch in den WM-Ländern Mexiko, Südafrika und Brasilien. Das Motto der gemeinsamen Hilfe lau- tet: Nationalspieler und Sternsinger bauen Brücken zu Kindern in Not. www.sternsinger.de

1 Tah. „Ich musste schon früh auf Freizeit verzichten. Wenn andere am Wochen- ende Party gemacht haben, konnte ich nicht dabei sein. Aber das war für mich kein Problem, weil ich immer mein Ziel vor Augen hatte.“ Im Anschluss gab Tah einen Einblick, wie er selbst zum Fußball gekommen ist: „Ich stand teilweise von morgens bis abends auf dem Platz. Ich hatte immer Lust, mit den Jungs Fußball zu spielen.“ Im Gespräch mit den jungen Teilnehmenden des Online-Talks ging es auch um Tahs Rolle als Botschafter der DFB-Stiftung Egidius Braun. „Ich möchte etwas zurückgeben. Als Fuß- ballprofi führe ich ein sehr privilegier- tes Leben. Ich weiß, dass das keinesfalls eine Selbstverständlichkeit ist“, sagte der gebürtige Hamburger. „Meine Eltern haben mir vorgelebt, dankbar zu sein für das, was man hat. Es gibt mir ein gutes Gefühl, wenn ich anderen Men- schen etwas Gutes tun kann.“ 2 3 1 | Mit dabei beim virtuellen Programm: Nationalspieler Jonathan Tah. 2 | Sprach über Rassismus im Fußball: Ex- Profi Hans Sarpei. 3 | A-Nationalspielerin Sophia Kleinherne berichtete über ihre Karriere. FUSSBALL-FERIEN-FREIZEITEN 2021 Die Planungen für die Fußball-Ferien-Freizeiten im Sommer 2021 laufen bereits auf Hochtouren. 75 Fußballvereine mit rund 1.000 Teilnehmen- den sind eingeladen. Alle Beteiligten hoffen darauf, dass die Pandemie es zulässt, dass sie im Sommer ihrer großen Leidenschaft auch wieder auf den Fußballplätzen der Sportschulen in Edenkoben, Grünberg, Hennef, Leipzig, Malente und Schöneck (Karlsruhe) nachgehen können.

DER ZUKUNFT 1 1 Im Rahmen der im vergangenen Jahr erstmals ausgerichteten Egidius- Braun-Akademie treffen sich junge Ehrenamtler und Ehrenamtlerinnen zu einem Online-Think-Tank, um im Austausch mit namhaften Experten an Ideen für die Entwicklung von Ver- bänden und Vereinen zu feilen. Infektionszahlen und Lockdowns erfor- derten auch von der Stiftung beson- dere Lösungen. In diesem Wissen reagierten die Verantwortlichen auf die Herausforderungen der Corona-Pande- mie und sattelten kurzerhand um. Anstelle der ur sprünglich beabsichtig- ten Zusammenkünfte im Rahmen der Sommer- Akademien initiierten sie gemeinsam mit der Deutschen Sport- jugend (dsj) einen Online-Think-Tank unter dem Titel Egidius-Braun-Akade- mie. Nach Vorlauf, Bewerbungsphase und Planung wurde die Idee von Mitte Sep- tember bis Anfang Dezember äußerst lebhafte Realität. 25 junge Engagierte aus Sportvereinen und -verbänden kamen an zehn Abenden im virtuellen Raum zusammen. Sie hörten zu wech- selnden Themen Einschätzungen nam- hafter Experten aus Sportverbänden, Stiftungen, Wissenschaft, Politik, Kom- munikation und Wirtschaft. Sie fragten nach, diskutierten, tauschten sich aus und entwickelten Strategien und Ideen für ihr eigenes Wirken. Im Fokus stand stets der Gedanke an den Sportverein der Zukunft. Rüstzeug für das Engagement „Wir wollen zusammen mit der dsj die jungen engagierten Menschen für ihren Einsatz belohnen und ihnen zusätzli- ches Rüstzeug für ihr so wichtiges Enga- gement mit auf den Weg geben“, sagt

„SELBSTREFLEXION UND BILDUNG SIND WICHTIG“ Der erfolgreiche Säbelfechter Max Hartung plädierte als einer der Referenten der Egidius-Braun- Akademie dafür, junge Sportler für ihre gesellschaftspolitische Rolle zu sensibilisieren. Maximilian Hartung ist auf und außer- halb der Planche erfolgreich und für den Sport und die Athletinnen und Athleten engagiert. Herr Hartung, Sie avancierten als Säbel- fechter bereits zum vierfachen Euro- pameister, Mannschaftsweltmeister und zweimaligen Olympia-Teilnehmer. Sie gehören außerdem dem 2017 ge gründeten Interessenbündnis Ath- leten Deutschland an. Ist man als Spit- zensportler mehr als ein Protagonist, der seinen Zuschauern spannende Unterhaltung in Stadien und vor den Bildschirmen bietet? Ganz eindeutig ja. Selbstverständlich geht es auch um Unterhaltung, Ab wechs- lung und Show. Aber der Sport hat auch eine andere Dimension, der man sich als Aktiver bewusst sein sollte. Sport ist durch und durch politisch. Wir singen mit bei der Hymne, wir tragen den Adler auf der Brust. Es ist wichtig, diese Dimen- sion des Sports zu erkennen. Waren Sie sich dieser Bedeutung immer bewusst? Nein, zu Beginn meiner Karriere bin ich eher unbedarft mit meiner eigenen poli- tischen Wirksamkeit umgegangen. Es ist nie etwas Gravierendes passiert, aber wenn mir gesagt wurde, wir machen gerade ein Foto mit diesem oder jenem Politiker, habe ich das zumeist getan. Daumen hoch – und schon ging es wei- ter. Heute informiere ich mich vorher. Und sage auch mal Nein. Welches Risiko geht man denn mit dieser Unbedarftheit ein? Es besteht die Gefahr, dass man zum Spielball anderer wird, dass man dazu beiträgt, Botschaften zu transportieren, die man inhaltlich gar nicht mitträgt. Man sollte stattdessen überlegen, wofür man selbst steht, welche Ideale man ver- folgt. Selbstreflexion und Bildung sind daher wichtig. Das gilt für alle Athleten, die eine große Öffentlichkeit erreichen. Sie haben als Referent bei der Egidius- Braun-Akademie dafür plädiert, junge Sportler auf diesen Aspekt ihrer Karri- ere vorzubereiten. Ganz klar sollten alle Verantwortlichen in Verbänden und Vereinen ihre angehen- den Spitzensportler für dieses Thema sen- sibilisieren. Einerseits kann man die Ath- leten so vor Fehlern schützen. Andererseits sind Spitzensportler ja auch in jungen Jah- ren schon Vorbild für andere, haben also eine besondere Rolle in der Gesellschaft. Die olympische Charta verbietet Ath- leten, sich während eines Wettkamp- fes politisch zu äußern. Ist das noch zeitgemäß? Ich denke, die Regelung ist in dieser Form zu überdenken. Denn jeder, der in der Öffentlichkeit steht, ist auch Teil der Gesellschaft. Niemand sollte apo- litisch sein. Gesellschaftspolitisches Engagement ist bewundernswert und sollte jedem freigestellt sein. Wenn sich etwa Football-Spieler bei der Hymne hinknien, um ein Zeichen gegen Ras- sismus zu setzen und zum gesellschaft- lichen Diskurs anzuregen, ist das gut. Aber wo liegen die Grenzen positiven Engagements? Grundsätzlich muss man auch mit Mei- nungsäußerungen klarkommen, die nicht den eigenen Ansichten entspre- chen, aber die olympische Bewegung fußt auf klaren humanistischen Grund- sätzen, die zu beachten sind. Respekt für die Freiheit des Einzelnen spielt eine große Rolle. Der Einsatz für Gleich- berechtigung, Toleranz und Verständi- gung ist also gut. Hass, Vorurteile und Gewalt zu schüren, ist es nicht.

1 1 | Seit März 2015 zählt das Engagement für Menschen mit Fluchterfahrung zu den Schwerpunkten der Stiftungsarbeit. 2 2 | Mentee Mohamad Mohamad. 3 | Mentor Björn Kette. 3 Vorurteile verschwinden Einige dieser Ehrenamtler partizipieren nun am Leadership-Programm. DFB-Vi- zepräsident Dirk Janotta ist überzeugt vom Gelingen: „Fußball ist die Lieblings- sportart Nummer eins, auch für viele geflüchtete Menschen. Mit unserem Leadership- Programm wollen wir jetzt die jenigen voranbringen, die sich bereits ehrenamtlich im Fußballverein einbrin- gen und noch mehr erreichen wollen.“ Staats ministerin Annette Widmann - Mauz betont, der Fußball fördere die Begegnung und baue Vorurteile ab. Und Dennis Baufeld von der Führungs-Aka- demie sieht noch einen weiteren Effekt: Wer im Ehrenamt Kompetenzen erwirbt, betont er, könne diese auch im Beruf nutzen. Genau darauf setzt das Leader- ship-Programm.

MITEINANDER UND FÜREINANDER die zur Hälfte auf dem Konto der Stif- tung der Nationalmannschaft landete. Die Adressaten der anderen Hälfte konnten die Fußballer selbst wählen. Goretzka und Kimmich spendeten ihren Anteil an die von ihnen selbst ins Leben gerufene Initiative „We kick Corona“. Süle und Klostermann engagierten sich für den „RTL-Spendenmarathon – Wir helfen Kindern“ sowie die „Elternhilfe für krebskranke Kinder Leipzig e. V.“. Bier- hoff und Trapp unterstützten zudem die DFB-Stiftung Sepp Herberger sowie die „Mexico-Hilfe“. Ein weiteres Projekt war, dass „Die Mann- schaft“ während des ersten Corona- Lockdowns Altenheime, Pflege- und Pal- liativeinrichtungen sowie Hospize mit insgesamt 1.000 Laptops ausgestattet hat, damit sich die dort lebenden Men- schen in Zeiten fehlender Besuche nicht gänzlich isoliert fühlten und die sozia- len Kontakte zumindest auf digitalem Weg bestehen bleiben konnten. Die Deutsche Telekom stellte die zugehö- rigen Hotspots bereit. Zudem unter- stützte der Softwarekonzern SAP die Aktion mit weiteren Fördermitteln. Diese Initiative zeigte noch mal ein- drucksvoll, wie Hilfe am besten funk- tioniert: miteinander und füreinander. DIE STIFTUNGSZWECKE IM ÜBERBLICK: Jugend- und Alten- hilfe: Hierbei steht im Mittelpunkt, dass die Stiftung „Die Mannschaft“ sich einer- seits dafür einsetzt, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu fördern, und sie dabei unterstützt, zu eigenverant- wortlichen und gemeinschaftsfähi- gen Persönlichkeiten zu werden. Andererseits sollen ältere Menschen die Möglichkeit haben, dauerhaft am Leben in der Gemeinschaft teilzuneh- men. Auf diese Weise soll einer mög- lichen Vereinsamung im Alter entge- gengewirkt werden. Bildung: Darüber hin- aus setzt sich die Stif- tung für die Förderung der Erziehung sowie die Volks- und Berufsbildung ein. Hierfür werden Maßnahmen gefördert, die Kenntnisse und Fähigkeiten von Kindern und Jugendlichen im schulischen Bereich verbessern, zum Beispiel bei einer Lese- oder Rechtschreibschwäche. Umwelt- und Natur- schutz: Hier liegt der Fokus auf Durchführung oder Förderung von Umweltschutz- projekten, die darauf ausgerichtet sind, Schädigungen des natürlichen Lebens- raumes der Menschen zu verhindern. Konkret geht es darum, Maßnahmen und Projekte zu unterstützen, die der Reinhaltung von Luft, Wasser, Klima und Boden dienen. Förderung des Sports: Dieser Zweck wird um - gesetzt, indem Projekt- aktivitäten gefördert werden, die der körperlichen Ertüchtigung dienen. In erster Linie betrifft dies breiten- sportlich ausgerichtete Fußballver- eine, die den DFB-Landesverbänden angehören und als gemeinnützig anerkannt sind. Ehrenamt: Oft fehlen im Rahmen des ehren- amtlichen Engage- ments die finanziellen Mittel, um Workshops oder Exkursionen durch- zuführen. Durch die Bereitstellung von Materialien und finanziellen Mit- teln will die Stiftung „Die Mannschaft“ hierbei einen Beitrag zur Optimie- rung leisten.

einmal einen Song. Es reichte eine Anei- nanderreihung von „Us“, um aus vielen Kehlen ein lang gezogenes „Ruuudi“ und damit einen besonderen Stadion- sound zu machen. „Ich hatte eben den richtigen Vornamen und habe ab und zu das Tor getroffen“, erinnert sich Völ- ler mit einem Lachen. Doch es steckte mehr dahinter. Die Menschen auf den Tribünen honorierten nicht nur Völlers Klasse, sondern auch, dass der Locken- kopf trotz aller Erfolge mit beiden Bei- nen auf dem Boden geblieben war und nie den Blick für andere verloren hatte. „Ich stamme aus einfachen Verhältnis- sen und hatte das Glück, vom lieben Gott ein Talent in die Wiege gelegt zu bekommen. Mir war immer klar, dass man auch etwas zurückgeben muss“, so Völler. Trost für den Gegner Ins kollektive Gedächtnis der Fußball- nation haben sich auch die Bilder vom Bundesliga-Finale 1996 eingebrannt. Völler hatte zum Abschluss seiner Kar- riere mit Bayer 04 Leverkusen dank eines 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslau- tern gerade so die Klasse gehalten. Doch im Moment des Erfolgs galt sein Augenmerk einem tieftraurigen Geg- ner: FCK-Kapitän Andreas Brehme, den er zum Trost in den Arm nahm. Das Schicksal anderer war und ist Völler eben nicht egal. Und es war wohl kein Zufall, dass er 1986 als Erster für die neu geschaffene Mexico-Hilfe spendete. „Egidius Braun ist mit einigen anderen Spielern und mir während unseres WM-Aufenthalts in Mexiko zu einem Wai- senhaus gefahren. Das Elend dort hat mich tief berührt“, erinnert sich der gebürtige Hanauer. Der spätere DFB-Prä- sident Egidius Braun habe schon immer den Blick über den Teller rand des Profi- fußballs hinaus gehabt, soziale Pro- bleme gesehen und angepackt. „Er ist ein wunderbarer Mensch“, sagt Völler. Er habe den damaligen DFB-Schatzmeis- ter schon als U 21- Nationalspieler bei einer China-Reise kennengelernt und immer einen guten Draht zu Braun gehabt. „Was er alles angeschoben hat, ist absolut beein druckend“, findet Völ- ler, der das be sag te Waisenhaus in Que- rétaro noch einige Male besuchte. „Es ist schön zu sehen, wie viel Positives die Mexico-Hilfe beziehungsweise die DFB-Stiftung Egidius Braun nicht nur dort bewegt. Und ich bin froh, als Kura- tor ein kleiner Teil davon zu sein“, so der 90-malige A-National spieler. Dankbar für die Karriere Als Geschäftsführer Sport bei Bayer 04 Leverkusen ist der 61-Jährige noch immer Teil des Profifußballs. Die schöns- ten Zeiten aber, sagt er, seien wohl jene Jahre als Spieler gewesen. „Ich konnte mein Hobby zum Beruf machen. Das ist ein großes Glück, auch wenn man nicht immer nur gewinnen kann“, betont er. Titel und Triumphe gab es jedoch einige. Völler, der als 17-Jähriger beim damali- gen Zweit ligisten Kickers Offenbach debütierte und später für 1860 Mün- chen, Werder Bremen, AS Rom, Olympi- que Marseille und Bayer 04 Leverkusen auflief, wurde 1990 Weltmeister, gewann 1993 mit Olympique Marseille als ers- ter Deutscher die Champions League und wurde als Werder-Spieler 1983 Tor- schützenkönig. Später coachte er Bayer 04 und führte Deutschland zur Vize-Welt- meisterschaft. Völler sagt, er sei dankbar für diese Karriere. Und diese Sicht der Dinge trägt zweifellos dazu bei, dass der La-Rocca-Song noch immer Gültig keit besitzt. likum, das Völlers anschließenden Abschied ahnte. Der richtige Vorname Schon während seiner Zeit als Spieler hatten viele Zuschauer eine besondere Nähe zu Völler empfunden. Um diese Zuneigung und gleichermaßen den Respekt vor der Klasse des Angreifers auszudrücken, brauchte es noch nicht

UN UND IHRE ORGANE Dirk Fischer Präsident des Hamburger Fußball-Verbandes (ab 12.03.2021) Eugen Gehlenborg DFB-Ehren mitglied Prof. Dr. Manfred Heim Vertreter des Süddeutschen Fußball-Verbandes Siegfried Kirschen Vertreter des Nordostdeutschen Fußballverbandes, DFB-Ehrenmitglied Harald Klyk Vertreter des Fußball-Regional- Verbandes Südwest Willi Lemke früherer Fußball- manager Dr. Jürgen Linden ehemaliger Ober - bürgermeister der Stadt Aachen Stephan Mayer Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat; MdB Silvia Neid ehemalige Trainerin der Frauen-National- mannschaft Simon Rolfes ehemaliger Nationalspieler Prof. Dr. Burkhard Schappert Vorsitzender des Ärzte-Fanclubs des 1. FC Kaiserslautern Heinz-Leopold Schneider Vertreter des West deutschen Fußballverbandes Harald „Toni“ Schumacher ehemaliger Nationalspieler Egon Trepke Vertreter des Norddeutschen Fußball-Verbandes (bis 25.01.2021) Rudi Völler ehemaliger DFB- Teamchef Wolfgang Watzke früherer Stiftungs- geschäftsführer Annette Widmann-Mauz Beauftragte der Bundes regierung für Migration, Flüchtlinge und Integration; MdB

FUSSBALL – MEHR ALS EIN 1:0!