KOMPETENZ FÜRS EHRENAMT
Die DFB-Stiftung Egidius Braun hat 2015 gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration eine Aktion ins Leben gerufen, um Zugezogene über den Fußball in die Gesellschaft zu integrieren und sie für das Ehrenamt zu begeistern. Das Leadership-Programm für Menschen mit Fluchterfahrung war nun der Abschluss der Initiativen „1:0“ und „2:0 für ein Willkommen“.
Was unter dem passenden Motto „1:0 für ein Willkommen“ begonnen hat, ist sechs Jahre nach dem Start mit einem Leadership-Programm für Menschen mit Fluchterfahrung zu Ende gegangen. 21 Fußballer aus acht Nationen, viele davon aus Syrien, hatten auf Einladung der DFB-Stiftung Egidius Braun und der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration an dem viermonatigen Kurs teilgenommen. Gemeinsam mit ihren Mentoren haben sie ein großes Ziel verfolgt: Sie alle wollten fit werden, um künftig eine verantwortungsvolle Aufgabe im Fußball-Ehrenamt zu übernehmen.
Oliver Bierhoff: „Brauchen Menschen, die Verantwortung übernehmen.“
Stiftungskurator Oliver Bierhoff, der bei der Abschlussveranstaltung dabei war und die Teilnehmenden für ihr Engagement auszeichnete, sagte: „Der Fußball in Deutschland braucht dringend Menschen, die Verantwortung übernehmen. Denn die Vereine an der Basis des Fußballs kämpfen, alle spüren die Auswirkungen der Pandemie. Auch deshalb danke ich allen Teilnehmenden an diesem Leadership-Programm.“
Die Themen des Programms waren inhaltlich bewusst breit aufgestellt, um ein möglichst großes Spektrum abdecken zu können. Im ersten Modul in Berlin ging es um erfolgreiche Kommunikation. Danach wurde in Malente das Grundlagenwissen der Teilnehmenden vertieft: Was ist überhaupt ein Verein? Wie gründet man einen solchen? Was sollte die Satzung regeln? Welche Gremien sollten gebildet werden? In der Sportschule Wedau wurden schließlich Führungsqualitäten entwickelt.
Yusif Abdulai: „Super Input für meine ehrenamtliche Tätigkeit!“
Einer der Teilnehmenden war Yusif Abdulai. Der 57-Jährige trainiert die F-Jugend beim TV Haßloch, einem Klub im hessischen Rüsselsheim. „Das gesamte Programm war ein super Input und für meine ehrenamtliche Tätigkeit total hilfreich“, sagte Abdulai und zog eine positive Bilanz. Neben seiner Trainertätigkeit im Verein organisiert Abdulai, der aus Ghana nach Deutschland kam, Hobbymannschaften im Fußball, Hockey und American Football für Kinder aus Rüsselsheimer Flüchtlingsunterkünften.
Bei den Modulen waren immer auch hochkarätige Gäste und Experten vor Ort. In Malente beispielsweise war Willi Lemke, bis Dezember 2016 Sonderberater des UN-Generalsekretärs für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung und viele Jahre Manager des SV Werder Bremen, dabei. Lemke, der dem Kuratorium der Stiftung angehört, sprach knapp eineinhalb Stunden mit den Teilnehmenden über die Werte des Sports, Herausforderungen und Ziele.
Sebastian Sander, Trainer und Ausschussmitglied beim Fußball-Verband Mittelrhein, war als Vertreter der jungen Generation von Verbandsmitarbeitern in der Sportschule Wedau vor Ort. „Führungskompetenz ist im Mannschaftssport und in der Vereinsarbeit ein ganz wichtiger Aspekt. Ich selbst bin seit meinem 17. Lebensjahr ehrenamtlich tätig. Gerade in kleineren Vereinen ist das Ehrenamt unersetzlich.“
Mit dem Jahresende 2021 ist das Leadership-Programm planmäßig ausgelaufen. Die Stiftung wird sich auch künftig für die Integration von Menschen mit Fluchterfahrung in die bundesdeutsche Fußballfamilie engagieren.
„1:0“ und „2:0 für ein Willkommen“:
MEHR ALS 3.700 FÖRDERANTRÄGE UND MEHR ALS 2,3 MILLIONEN BEREITGESTELLTE EURO
Genau zur richtigen Zeit, 2015 aufgrund der Kriegswirren in Syrien, als die Zahl der Asylanträge in die Höhe schnellte, hatte die DFB-Stiftung Egidius Braun gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung für Mi-gration, Flüchtlinge und Integration ein Förderprogramm für Fußballvereine aufgelegt. Es ging dabei darum, niedrigschwellig und unkompliziert engagierte Fußballvereine mit einer Anerkennungsprämie von 500 Euro zu unterstützen.
Die Resonanz auf „1:0 für ein Willkommen“ war riesig. Denn die Menschen aus Syrien, Somalia, dem Irak und anderen Krisenregionen kamen nach Deutschland und der Fußball war ein erstes Stück Heimat. Die Neuangekommenen wollten Fußball spielen – und weil das Geld knapp war, auch Fußballvereine etwa mehr Trainerinnen und Trainer brauchten, kam die Unterstützung durch das Programm genau zur richtigen Zeit.
Mit Beginn des Jahres 2017 wurde die Initiative in „2:0 für ein Willkommen“ umgewidmet. Nach der ersten Soforthilfe wurden fortan weiterführende Integrationsansätze gefördert, beispielsweise Begegnungsfeste und Jobbörsen unterstützt. Zuletzt wurden spezifische Qualifizierungsansätze in den DFB-Regional- und -Landesverbänden gefördert. Den Abschluss der Initiative bildete das „Leadership-Programm für Menschen mit Fluchterfahrung“.
Insgesamt wurden 3.773 Förderanträge bewilligt, gemeinsam mit der Beauftragten der Bundesregierung 2,3 Millionen Euro für engagierte Fußballorganisationen bereitgestellt.