horst eckel – der weltmeister, der sich nie verändert hat kuratoren im porträt günter wiese der weltmeister, der sich nie der bundestrainer, der ihn nur ein spiel beobachtet hatte, horchte auf, und eckel feierte sein länderspieldebüt 1952 beim 5:1-sieg gegen die schweiz in augsburg. allerdings forderte herberger von walter und fck-trainer richard schneider, dass eckel fortan im klub nicht mehr als rechtsaußen, sondern als rechter läufer zu fungieren habe. was heute unvorstellbar erscheint, wurde umgesetzt. der „alte fritz“ war ja auch in die jahre gekommen. eckel, der nun schräg hinter ihm spielte und sich mit seinem väterlichen freund blind verstand, konnte ja für zwei laufen. sie nannten ihn später den „windhund“ des weltmeisters. im finale gegen ungarn spielten fünf spie- ler des 1. fc kaiserslautern, neben eckel und fritz walter dessen bruder ottmar, außerdem werner liebrich und werner kohlmeyer. dazu muss man wissen, dass der fck in den 1950ern über etliche jahre die beste mannschaft deutschlands war. von 1951 bis 1956, in nur fünf jahren, wurden die pfälzer zwei mal deutscher meister (1951 und 1953) und zwei mal vize-meister (1954 und 1955). lauterns achse war schließlich auch das rückgrat der weltmeister-elf von 1954. zwei fakten sind in diesem zusammenhang besonders wichtig: eckel war nicht nur der jüngste, er machte neben fritz walter als einziger 1954 alle deutschen turnierspiele mit – und er erhielt für das finale einen grundlegenden spezialauftrag von herberger, der da hieß: schalten sie hidegkuti aus! der spielte eigentlich vorne im sturm, zog sich aber auch gerne ins mittelfeld zurück. eckel: „er war der kopf der ungarischen mannschaft, wie bei uns fritz walter. ich konnte ihn im endspiel nicht ganz kaltstellen, aber es hat gereicht.“ richtig. für die erste niederlage der magyaren nach vier jahren, ausgerechnet in einem wm-endspiel. vom fußballplatz in den klassenraum horst eckel kam aus einfachen verhältnissen, was in den nachkriegsjahren nichts unge- wöhnliches war. allerdings: sein acht jahre älterer bruder hans war im krieg gefallen. dem sohn eines stellwerksleiters bei der bahn und einer hausfrau wurde anfangs wenig geschenkt, was sicherlich dazu beitrug, dass aus horst ein sportler wurde, der auf dem platz keinen spaß verstand. „mitleid mit den ungarn hatte ich nie, das ist halt im sport so.“ nach einem job in einem sägewerk absol- vierte er eine ausbildung zum feinmecha- niker in den pfaff-werken in kaiserslautern. das war auch sein beruf, als er weltmeister wurde. mit dem zug fuhr er gewöhnlich von vogelbach, wo er heute noch wohnt, in die stadt kaiserslautern, um dort zu arbeiten und zweimal in der woche zu trainieren. nur zweimal? das war in diesen zeiten ganz normal, zumindest in deutschland; selbst in der oberliga, damals die höchste spielklasse, gab es keine wirklichen profis. „wir mussten alle noch arbeiten“, sagt eckel, „auch der fritz.“ immerhin: als spieler des fck bekam er 320 mark extra, neben den 350 mark als angestellter. damit waren die finanziellen sorgen für die nächsten jahre beseitigt. sportlich versuchte er sich mit freiwilligen zusatzschichten, zum beispiel mit waldläufen, zu verbessern. nebenbei, auch sonntags vor den spielen, stand horst eckel sogar noch an der tisch- tennisplatte und kämpfte auch hier um punkte. es war seine zweite leidenschaft neben dem fußball. später, mit ende 30, entdeckte er auch noch das tennisspiel. vom sport konnte er offenbar nicht genug kriegen, übrigens bis ins hohe alter hinein. noch mit anfang 80 (!) jagte der „frühere fanatiker“ (eckel über eckel) den bällen hinterher, und zwar täglich, „auch um gesund zu bleiben“. das leben dieses ungewöhnlichen mannes kennt viele überraschende wendungen. relativ früh, mit 27 jahren, beendete er seine laufbahn beim 1. fc kaiserslautern und kam dadurch auch für die national- elf nicht mehr infrage. an der wm 1958 in schweden nahm eckel noch teil, sein letztes von 32 länderspielen absolvierte er am 19. november 1958 in berlin gegen österreich, ein 2:2. dieser freiwillige rück- zug vom großen sport hing mit neuen beruflichen perspektiven zusammen. nach seinem einstieg bei röchling in völklingen übernahm er nicht nur den sv als spielertrainer, er war auch zuständig für den lehrlingssport im betrieb. und hier wurde eine weitere leidenschaft geweckt: die pädagogik. zehn jahre später, mit 37, wurde ihm ein studium ermöglicht, 25 jahre lang arbeitete er danach als real- schullehrer für sport und werken. um die ausbildung finanziell stemmen zu können, übernahm seine frau hannelore zwischen- zeitlich ein sporthotel. er selbst trainierte nach den seminaren an der uni bis zu drei fußballmannschaften gleichzeitig, um die haushaltskasse aufzubessern. eckel: „wir hatten zwei kleine kinder, brauchten schon geld.“ hinzu kamen prominentenspiele am wochenende. seit 20 jahren stiftungsbotschafter mit den jahren wurde horst eckel immer mehr zum gesicht der 54er-elf, die wenigsten weltmeister wurden wirklich alt. als 2003 der film „das wunder von bern“ gedreht wurde, engagierte ihn regisseur sönke wortmann als berater. aus dem jungen spieler von einst war längst eine enga- gierte persönlichkeit in der öffentlichkeit geworden. dazu passt auch seine nunmehr 20-jährige tätigkeit als repräsentant der sepp-herberger-stiftung. er folgte im jahr 1997 einer bitte fritz walters und unter- stützte ihn bei dessen botschafter-tätigkeit in den letzten jahren seines lebens, danach übernahm er diese aufgabe ganz. am 8. februar 2017 feierte die neben dem kölner linksaußen hans schäfer noch lebende ikone von bern ihren 85. geburtstag. etwa 200 ehrengäste waren im „seehotel“ in kaiserslautern dabei. großer bahnhof also für den weltmeister, der so viel großes geleistet hat und doch stets ein offener und charmanter mensch geblieben ist. „ich habe mich nicht verändert“, betont horst eckel. „das war sicherlich meine größte leistung.“ www.sepp-herberger.de