MALOCHER FÜR DIE GUTE SACHE

Die SSV Buer hat im vergangenen Jahr die Sepp-Herberger-Urkunde in der Kategorie Resozialisierung bekommen. Der Verein aus dem Ruhrgebiet zeigt in vorbildlicher Art und Weise, wie Strafgefangene über ehrenamtliche Arbeit den Weg zurück in die Gesellschaft finden können. Entscheidend für den Erfolg der Maßnahme ist vor allem der Einsatz von Dieter Denneborg.

Dieter Denneborg ist die gute Seele der SSV Buer. Das weiß jeder, der den Verein kennt. Eigentlich ist Denneborg Platzwart des Klubs aus dem Ruhrgebiet, der ungefähr 800 Mitglieder hat. Aber zuletzt hat er sich mehr und mehr zum Resozialisierungsbeauftragten entwickelt. Denn seit mehr als fünf Jahren begleitet er Menschen, die strafwürdige Delikte begangen haben, auf ihrem Weg zurück in die Gesellschaft. Denneborg hat eingefädelt, dass Strafgefangene bei der SSV Buer ihre Sozialstunden ableisten können. 

Vermittlung von Werten

Dabei steht aber weniger im Fokus, dass Arbeiten erledigt werden – zum Beispiel das Streichen der Wände des Vereinsheims, das Stutzen der Hecken der drei Plätze umfassenden Sportanlage oder das Instandsetzen der Wege. Es geht vielmehr um die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung, um die Vermittlung von Werten wie Zu­ver­lässigkeit und Respekt sowie einen strukturierten Alltag. 

Einer der Strafgefangenen ist Frank. Seinen richtigen Namen möchte er lieber nicht nennen. Frank sagt: „Wenn man eine Weile arbeitslos ist, ist man froh, wenn die Lust auf eine Zigarette morgens nicht der einzige Anlass ist, aufzustehen.“ Der 59-Jährige hat gemeinsam mit seiner Frau Anfang des vergangenen Jahres 80 Sozialstunden bei der SSV abgeleistet. Nun kommt er freiwillig, um ehrenamtlich im Verein anzupacken. 

„Die beiden sind nicht die Einzigen, die hängen geblieben sind“, sagt Denneborg. Es gehe eben sehr familiär zu, das gefalle vielen. Dennoch müsse sich jeder an Regeln halten. Alkohol oder Drogen sind tabu, angesagte Aufgaben müssen erledigt werden. Wer das nicht macht, muss mit Konsequenzen rechnen. Einer Ermahnung folge dann eine Meldung beim Amtsgericht. Aber das ist die Ausnahme. „Ich habe eigentlich nie richtig schlechte Erfahrungen gemacht“, so Denneborg. 

Die SSV Buer nimmt eine Vorbildfunktion ein

Was so selbstverständlich klingt, dürfte vielerorts höhere Wellen schlagen. Bei der SSV Buer, bei der unter anderem Julian Draxler und İlkay Gündoğan mit dem Fußballspielen begonnen haben, ist das nicht der Fall. Die Vereinsstruktur spiegelt die vielschichtige Gesellschaft in der Region wider. Da gehört es auch dazu, sich um die Menschen zu kümmern, die Mist gebaut haben. Für diese Maßnahmen hat die SSV Buer im vergangenen Jahr die Sepp-Herberger-Urkunde in der Kategorie Resozialisierung verliehen bekommen. 

Für die Verantwortlichen allerdings ist dieses Engagement eigentlich eine Selbstverständlichkeit. „Bei uns kommen Menschen mit mehr als 20 Nationalitäten zusammen“, sagt Andrea Weichert, die sich um das Sponsoring und die Öffentlichkeitsarbeit kümmert. Es herrsche generell ein Klima von Toleranz, Offenheit und Solidarität. Die Aktiven kommen aus allen Ecken der Welt. Man stelle auch einen „Kick der Kulturen“ auf die Beine, um Integrationsarbeit voran- zubringen, und leiste Arbeit im Bereich der Inklusion. Mit dem Engagement in der Resozialisierung lege man nur noch eine weitere Schippe drauf. 


JVA Herford gewinnt Sepp-Herberger-Pokal

Die JVA Herford hat sich den Sepp-­Herberger-Pokal 2021 ge­sichert. Im Finale setzte sich die Mannschaft gegen die JSA Berlin im Neun­meter­schießen durch. Bei den Frauen gewann die JVA Iserlohn gegen die JVA Köln. Der 48-malige National­spieler Jens Nowotny über­reichte den strah­lenden Siegerinnen und Sie­gern in der JVA Wuppertal-Rons­dorf die DFB-Meister­plakette. 

Organisiert wird der Wettbewerb seit 2008 durch die DFB-Stiftung Sepp Herberger mit Unterstützung der Bundesagentur für Arbeit und des gastgebenden DFB-Landesverbandes.

In den 20 Justizeinrich­­­tun­gen, die an der Initiative „Anstoß für ein neues Leben“ teilnehmen, werden Teams gegründet, in denen Frauen oder Männer im Alter zwischen 16 und 24 Jahren zusammenkommen. Sie er­­wer­ben über den Fußball soziale Kom­pe­tenzen oder absolvieren Bewerbungs- und Anti-Gewalt-Trainings. Zur Initia­tive gehören auch Be­suche prominenter Fußball-Persönlichkeiten und das Turnier um den Sepp-Herberger-Pokal.