„MISCHEN POSSIBLE“

Das Benefizspiel der DFB-All-Stars zugunsten der Flutopfer am 11. August 2021 in Trier begann mit einer spontanen Versammlung von Oberhäuptern. Otto Rehhagel hat in seiner langen Trainerlaufbahn schon alle möglichen und unmöglichen Situationen erlebt, an jenem Mittwochabend ereignete sich dennoch eine bemerkenswerte Premiere. Als Rehhagel eine Stunde vor Spielbeginn Einzug ins Moselstadion hielt, sah er sich umringt von Selfie- und Autogrammjägern. Außergewöhnlich war, dass es Spieler der gegnerischen Mannschaft waren, die ihn belagerten: die Akteure der Nationalmannschaft der Bürgermeister. Und so hielt „König Otto“ erstmals vor anderen Regierenden Hof. 

So leicht und unterhaltsam der folgende Abend wurde, so ernst war der Anlass. Die Flutkatastrophe rund einen Monat zuvor hatte ganze Ortschaften in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zerstört und Tausenden Menschen ihr Hab und Gut genommen. 184 Menschen in Deutschland starben durch die Flut. Das unvorstellbare Ausmaß der Zerstörung wirkte als dringlicher Aufruf zum Helfen. Auch bei Nationalspieler Robin Koch, der in Trier aufgewachsen war. Angesichts des Leids in seiner Heimat organisierte er binnen weniger Tage gemeinsam mit den DFB-Stiftungen Sepp Herberger und Egidius Braun, der Stadt Trier sowie dem SV Eintracht Trier unter dem Motto „Hilfe nach der Flut“ ein besonderes Benefizturnier: mit den DFB-All-Stars, der Bürgermeister-Nationalmannschaft und der von Hans-Peter Briegel angeführten LOTTO-Elf Rheinland-Pfalz. 

Buchwald, Wosz, Bresonik, Smisek und viele andere – ein Fest des Fußballs

In einer der ältesten Städte Deutschlands war Otto Rehhagel als einer der Trainer der DFB-All-Stars eine große, aber nicht die einzige Attraktion. Zum Kader der LOTTO-Elf gehörten Spieler wie Dariusz Wosz und David Odonkor, trainiert wurde das Team von Europameister Hans-Peter Briegel und Harry Koch, dem Vater des Initiators. Bei den DFB-All-Stars kam es zur wahrscheinlich größten Titelsammlung, die jemals eine Ehemaligen-Auswahl des DFB auf sich vereinte. Geschuldet war dies einem besonders schönen Umstand – im Moselstadion hieß es: „Mischen possible“, Frauen und Männer spielten gemeinsam.

Und so waren Roman Weidenfeller und Kapitän Guido Buchwald nicht die einzigen Weltmeister, neben ihnen spielten Ursula Holl, Sonja Fuss, Linda Bresonik und Sandra Smisek, die 2003 und 2007 Weltmeisterinnen geworden waren. Als Schirmherrin der DFB-All-Stars war die zweifache Weltmeisterin Renate Lingor fast selbstverständlich vor Ort. 

Sportlich Nebensache, der Erlös die Hauptsache

Und auch wenn das Sportliche Nebensache war, wurde den Zuschauern dennoch mit jeder Ballstafette Fußball auf hohem Niveau geboten. Angesetzt waren drei Paarungen. Den Auftakt machten die DFB-All-Stars gegen die Bürgermeister. 3:0 hieß es nach Ende der 35 Minuten. Im zweiten Spiel liefen die Akteure der LOTTO-Elf zu großer Form auf, ein Highlight beim 8:0 gegen die Bürgermeister: Guido Cantz verwandelte einen Elfmeter gekonnt und trocken im Eck. Die LOTTO-Elf Rheinland-Pfalz hat in den 22 Jahren seit ihrer Gründung über 250 Spiele bestritten. Hans-Peter Briegel sagte vor dem Benefizspiel dennoch: „Wenn man wie ich selbst in der Gegend war und das Leid vor Ort erlebt hat, weiß man, wie viel es bedeutet, jetzt zu handeln. Dieses Spiel ist mit Abstand das wichtigste, das wir in über 20 Jahren machen.“

Die All-Stars hatten gewonnen, die LOTTO-Elf hatte gewonnen. Es kam auf das letzte Spiel des Abends an. Zehn Minuten vor Anpfiff der nun also entscheidenden Paarung DFB-All-Stars vs. LOTTO-Elf versammelten Otto Rehhagel und Doris Fitschen, die an der Seite des Europameisters von 2004 die All-Stars coachte, ihre Spielerinnen und Spieler noch einmal in der Kabine. Ihre Ansprache wirkte. Tore von Lukas Sinkiewicz und Marcell Jansen stellten die Weichen früh auf Sieg – am Ende hieß es 5:2 für die DFB-All-Stars.

18 Tore und ein Erlös von 750.000 € 

18 Tore waren also unweit der Porta Nigra gefallen, die wichtigsten Treffer aber gab es auf dem Spendenkonto. Schon vor dem Anpfiff konnten sich die Organisatoren über Geld- und Sachspenden in Höhe von mehr als 750.000 Euro freuen. Darin enthalten: Sockelspenden der DFB-Stiftungen Egidius Braun und Sepp Herberger in Höhe von 100.000 Euro sowie eine atemberaubende Spende der Bürgermeister-Nationalmannschaft über 400.000 Euro. Marcell Jansen spendete zudem FFP2-Masken im Wert von 250.000 Euro. Weitere Spenden, Ticketeinnahmen und Auktionserlöse steigerten den eindrucksvollen Erlös.

Und so lautete an diesem Mittwochabend im Moselstadion das wichtige Endergebnis: Es waren gute Spiele, mit guten Akteuren und Akteurinnen und einem guten Ergebnis für den guten Zweck. 


Allgemeine Info zu den DFB-All-Stars

Unter dem Dach der DFB-Stiftung Sepp Herberger haben sich bisher rund 180 ehemalige A-Nationalspielerinnen und -Nationalspieler zusammengeschlossen, um gemeinsam als DFB-All-Stars Gutes zu tun. Geplant sind künftig unter anderem Benefizspiele, Benefiz-Golfturniere, Charity-Veranstaltungen und auch ein Buchprojekt. Die Schirmherrschaft haben die Stiftungsbotschafter Renate Lingor und Jens Nowotny übernommen.